Vermisste Kinder

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enzian Avatar

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Im Jahr 1955 arbeiten Annegret und Charlotte beim Kindersuchdienst des Deutschen Roten Kreuzes in Hamburg. Die Frauen können unterschiedlicher nicht sein. Während Charlotte aus wohlhabenden Verhältnissen kommt, führt Annegret ein sehr einfaches Leben. Beide hüten zudem ein Geheimnis, das niemand erfahren darf. Die beiden Frauen arbeiten bald mit aller Kraft gemeinsam daran, die Eltern von Waisenkindern zu finden. Dabei stehen ihnen verschiedene Personen im Wege.

Die Romane von Antonia Blum, welche die „Kinderklinik Weißensee“ zum Inhalt haben, habe ich sehr gerne gelesen. Mit dem Kindersuchdienst stellt die Autorin wiederum die Schwächsten der Gesellschaft, die Kinder, in den Mittelpunkt ihrer Erzählung. Bereits das schön gestaltete Cover, das perfekt zum Titel des Buches passt, lädt zum Lesen ein. Antonia Blum schildert spannend und sehr emotional die Arbeit des Kindersuchdienstes. Kinder und ihre Eltern wieder zusammenzuführen, ist für Charlotte und Annegret eine Herzensangelegenheit. Im Zeitalter von Internet ist es nicht mehr vorstellbar und dennoch interessant zu lesen, wie mühselig und zeitaufwendig es für die beiden Frauen war, anhand von Karteikarten zu arbeiten.
Die Autorin hat zudem ein stimmiges Bild der gesellschaftlichen Verhältnisse dieser Zeit gezeichnet. Veraltete Denkstrukturen über Frauen und ihren Platz in der Gesellschaft und im Arbeitsleben, für die der Abteilungsleiter Jochen Krüger steht, waren selbst 1955 noch nicht überwunden. Charlotte und Annegret sind authentische und sympathische Protagonistinnen, die sich beständig durch ihre Arbeit beim Kindersuchdienst weiter entwickeln. Auch wenn Antonia Blum für meinen Geschmack etwas viele Zufälle in ihre Erzählung eingefügt hat, ist ihr doch dank des flüssigen Erzählstils ein lesenswerter Roman gelungen. Ich vergebe für das Buch vier Sterne und spreche eine Leseempfehlung aus.