Erschreckend langweilig

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marcello Avatar

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„Der Knochenbrecher“ ist der bereits dritte Fall des Ermittlerduos Garcia und Hunter, die sich um besonders brutale Mordfälle kümmern. In diesem Fall nun werden an abgelegenen Orten Frauenleichen gefunden, die sich in ihrem Aussehen sehr ähneln und die vor allem alle entweder als Malerin oder als Musikerin beschäftigt sind. Die Aufklärung des Falls wird für Garcia und Hunter zu einem Wettlauf mit der Zeit, denn die Abstände, in denen die Frauenleichen gefunden werden, werden immer kürzer und der Täter scheint dem Ermittlerduo immer einen Schritt voraus zu sein…
„Der Knochenbrecher“ gehört auf dem Buchmarkt wahrscheinlich zu einer der besseren Thriller, ich persönlich war von Carters drittem Thriller jedoch ziemlich enttäuscht.
Das fängt schon bei dem Fall an. Wie die Mordserie aufgebaut war, wie sich die Ermittlungen entwickelten und wie der Fall letztlich gelöst wird, wirkte fast langweilig auf mich. Und genau diesen Aspekt hätte ich niemals erwartet einmal bei Chris Carter bemängeln zu müssen. In den ersten beiden Teilen war ich von den Fällen, den Ermittlungen und dem ganzen Tempo restlos begeistert. In „Der Knochenbrecher“ dagegen war eigentlich nur der Anfang (mit dem für mich vollkommen unerwarteten Tod von Dr. Winston) und das Ende (mit der vollkommen unerwarteten Entführung von Captain Blake) richtig spannend. Die Art, wie die Frauen getötet wurden, war auch das einzige, was es rechtfertigte, dass Hunter und Garcia den Fall übernommen haben. Ansonsten wurde relativ schnell klar, dass der Täter einfach nur krank im Kopf ist und dass er seinen Opfern noch nicht mal beim Sterben zugucken wollte und deswegen die Tatwaffen mit selbstauslösenden Mechanismen versehen hat. Im Gegensatz zu den Tätern aus den ersten zwei Fällen wirkte dieser hier richtig schwach und konnte einem nach der Fallaufklärung einfach nur leid tun. Was mich an vorherigen Tätern aber begeistert hat, war, dass diese so böse und brutal sind, dass man sie gar nicht ausstehen kann. Somit war der Fall an sich schon mal die erste Enttäuschung!
Zudem kommt der Kritikpunkt hinzu, der auch schon in meinen Rezensionen zu den ersten beiden Teilen eine große Rolle spielte. Die ganze Zeit habe ich gehofft, dass sich ein Fall mal so entwickelt, dass man einige neue, tiefergehende Informationen zu einem der beiden Ermittler enthält. So kam auch gleich am Anfang wieder eine neue Information zu Robert Hunter, die mich hoffen ließ, dass ich diesen Kritikpunkt mal nicht in meiner Rezension aufnehmen muss. Aber nein, das erledigte sich schnell wieder, stattdessen wurde mir in diesem Thriller übermächtig bewusst, dass Carlos Garcia wirklich nur schmückendes Beiwerk ist. Eigentlich alle Aspekte, die die beiden ein Stückchen näher an die Lösung des Falls bringen, kommen von der Idee her von Hunter. Garcia muss sogar immer noch mehrfach hingucken, um zu verstehen, welchen Hinweis sein Partner da gerade entdeckt hat.
Mir ist bewusst, dass auch im Klappentext stets nur von Robert Hunter, „dem Held des LAPDs“ die Rede ist, aber mir, als Fan von zahlreichen Crimeserien, ist aber auch bewusst, dass es ziemlich unlogisch ist, dass nur ein einzelner Ermittler permanent solche Erfolge feiern kann. In jedem Teil wird ja auch immer aufgelistet, welche geniale Karriere Robert Hunter hingelegt hat, aber auch Carlos Garcia ist noch sehr jung, wenn man bedenkt, welche Position er bekleidet. Auf Grund dieses Aspektes wirkt es auch unrealistisch, dass Garcia seine Untätigkeit, weil Hunter ihm alles abnimmt, so hin nimmt.
Meine negative Kritik war lang, aber ich hatte meine Enttäuschung ja schon zu Beginn anklingen lassen. Nichtsdestotrotz würde ich auch einen weiteren Thriller von Chris Carter begierig lese wollen, denn sein Schreibstil und vor allem die kurzen Kapitel, stets mit einem Cliffhanger, entsprechen voll meinem Geschmack. Umso mehr ärgert es mich ja auch, dass ich von Mal zu Mal mehr Kritikpunkte in meine Rezension aufnehmen muss. Für „Der Knochenbrecher“ vergebe ich also nur 2 Sterne, auch wenn mir dabei das Herz blutet. Für eine weiteren Fall um das Ermittlerduo Garica/Hunter bleibt mir da nur noch zu sagen: Die Hoffnung stirbt zuletzt!