Warmherzig und verschroben

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singstar72 Avatar

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Von der Autorin habe ich noch nie gehört - beim Nachforschen erfahre ich, sie ist Französin (aus dem Elsass), und dies ist ihr erster "richtiger" Roman. Ich finde, sie reiht sich gut ein in eine Tendenz der modernen französischen Autorinnen. Sie klingt ganz ähnlich wie zum Beispiel eine Marie-Sabine Roger, eine Grégoire Delacourt, oder eine Muriel Barbery. Herzergreifend und verschroben, oft Einzelgänger behandelnd. Genauso hier.

Der Titelheld Robert ist ein solcher Einzelgänger, der zusammen mit seiner Schwester einen Gasthof betreibt. Robert lebt inmitten von Ritualen, ja ich würde fast sagen, von Zwängen, die die Grenzen seiner Welt bilden. Dennoch muss man ihn einfach mögen! Elsa versucht, ihn aus seinem sozialen Dornröschenschlaf zu wecken, aber das gelingt nur bedingt. Der derzeitige Praktikant Hassan hat da schon bessere Chancen; er ist hartnäckig, und will unbedingt im Garten helfen. Der jedoch wiederum Roberts ureigenstes Reich ist.

Hinter Roberts bärbeißiger Art versteckt sich im Grunde eine hohe Sensibilität. wer spricht schon mit Möhren, und schreibt ihnen Empfindsamkeit zu?? Herrlich auch seine Eigenart, genau zu errechnen, wann das Brot (und zwar ein ganz bestimmtes Brot) mit Kaffee vollgesogen ist! Ich bin nur zu gespannt darauf, wem es gelingt, diese nur auf den ersten Blick harte Schale zu knacken - und wie. Hoffentlich kann er seinen Gasthof behalten! Seiner Schwester würde ich allerdings auch ein neues Glück gönnen, mit ihren Zwillingen. Aber wir werden sehen.