Eine kleine Auszeit bei unseren französischen Nachbarn

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elke17 Avatar

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Er ist schon etwas seltsam, dieser Robert, der gemeinsam mit seiner Schwester Elsa eine Ferme Auberge im Elsass betreibt, dieser Genussregion, die wir Süddeutschen in kurzer Zeit erreichen. Tag für Tag steht er am Herd und bereitet mit den Zutaten, die er mit Liebe und gutem Zureden (ja, er spricht mit seinem Gemüse) in seinem geliebten Garten herangezogen hat, die leckersten Gerichte zu. Feinschmecker aus aller Welt kommen zu ihm, lassen sich von seinen kulinarischen Künsten verzaubern. Aber er gehört nicht zu den eitlen Köchen, wie wir sie tagtäglich im TV präsentiert bekommen. Nein, er ist mürrisch und verschlossen, hat mit Menschen nichts am Hut und lebt nur auf, wenn er in sich in der Natur bewegt. Der Garten, die Tiere und die Küche, mehr braucht er nicht, um glücklich und zufrieden zu sein.

Als ein neuer Gast eintrifft, ändert sich das. Die quirlige, lebensfrohe Engländerin Maggie zieht ihn an, verursacht ihm Herzklopfen, denn in ihr erkennt er eine Seelenverwandte. Und ganz allmählich bröckelt die Mauer, die er all die Jahre um sein Herz und seine Gefühle gebaut hat, und macht sie durchlässig, auch für die Menschen in seiner nächsten Umgebung.

Puh, das hört sich jetzt ziemlich kitschig und vorhersehbar an, oder? Ist es auch. Was allerdings entschädigt, ist die poetische Sprache, die sorgsam gesetzten Wörter, die die Geschichte ohne übertriebene Gefühlsduselei daherkommen lassen. Ja, der Protagonist ist speziell, und ja, wir kennen aus vielen Filmen diese Persönlichkeiten, bei denen es nur den einen Anstoß braucht, um eine Veränderung in Gang zu setzen, sich selbst zu hinterfragen.

Wovon der Roman getragen ist, ist die tiefe Liebe der Autorin zu ihrer Heimat, dem Elsass (sie lebt in Richwiller), die aus jeder Zeile spricht. Ein schmales Buch für eine kleine Auszeit, und eine entspannende Stippvisite bei unseren französischen Nachbarn.