Goldig und widersprüchlich

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reisende Avatar

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Der gute Titel und das schöne Cover versprechen mehr als sie halten. Der Protagonist, ein einsamer und eigenbrötlerischer Mann über 50, der grantelt und brummig ist - aber dann doch immerzu lächelt, seinen Neffen und seine Nichte über alles liebt und ihnen verständnisvoll jeden Schabernack verzeiht. (Wie alt sind diese Kinder eigentlich, dass sie ungestraft auf dem Hund reiten, den Garten platt trampeln, aber so verständig wirken und sprechen wie Erwachsene?) Das sind die ersten Widersprüche: Entweder der Mann ist ein Grantler, wie ständig wiederholt wird, oder aber ein liebevoller und verträumter Mensch. Die Beschreibung der Kinder ist genauso unglaubwürdig wie die Dialoge mit der Kinderfrau. Der Protagonist ist menschenscheu und will seine Ruhe - und doch lässt er Hassan (seinen Küchenjungen), dessen Mutter Fatima und deren schrille Freundin Maggie in sein Leben. Plötzlich veranstaltet er Showgärtnern für Touristen und verliebt sich sehr vorhersehbar. Das ist schmerzhaft seicht. Robert will auf keinen Fall aus der Sicherheit des geschützten Lebens der Auberge und doch verlässt er den Hof im Elsass.
Zunächst glaubt man, Robert sei ein Autist, da die Symptome genauso beschrieben werden. Schnell wird jedoch klar, dass es so nicht ist, sondern ein Trauma zu Grunde liegt. Schade, dass dies alles nur oberflächlich angeritzt wird.
Was mir anderseits sehr gut gefallen hat, ist die Wertschätzung und der Respekt, die dem Gemüse und den Tieren zuteil wird. Auch wie die Natur beschrieben wird, ist absolut zauberhaft. Besondere Freude hat mir die Beschreibung der liebevollen Zubereitung der Gerichte gemacht.
Außergewöhnlich auch, dass eine starke, laute und erfolgreiche Frau die Retterin für den zurückgezogen lebenden und schwach wirkenden Mann ist.
Vielleicht hätte es einfach mehr Zeit (und mehr Seiten) gebraucht, um eine nachvollziehbare Entwicklung der Figuren zu erzählen.

Fazit: Die Geschichte ist nett, einfach geschrieben und einigermaßen unterhaltsam zu lesen, dabei allerdings unglaubwürdig, die Handlung ist nicht nachvollziehbar und ohne jede Spannung. Wer eine unaufgeregte Lektüre braucht, liegt mit diesem Buch richtig.