Ein Postbote auf Lanzarote

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Pedro lebt auf Lanzarote und ist Postbote. Er hat ein bescheidenes, aber erfülltes Leben. Er verteilt die paar Briefe, die noch mit der Post verschickt werden, trinkt Café con Leche und kümmert sich um seinen Sohn Miguel. Er ist damit zufrieden, seine Freundin Carlota aber nicht. Als sie ihn verlässt, nach Barcelona zieht und den Kontakt mit Miguel unterbindet, bricht für Pedro eine Welt zusammen.
Sein alter Freund Tenaro versucht ihn mit seinen verrückten Ideen abzulenken, ihm Mut zu schenken, was sich sehr schwierig gestaltet. Dann taucht auch noch der Flüchtling Amado auf, der wieder zurückflüchten will. Immer mehr Chaos schleicht sich in Pedros Leben, der doch einfach sein vorheriges zurückhaben will, wo der Sortiertisch seinen Großvaters noch aus Marokko stammt und seine wichtigste Aufgabe ist, Miguel von der Schule abzuholen.

Moritz Rinke hat ein gutes Buch geschrieben. Pedro ist ein liebenswürdiger Protagonist, bei dem es leicht fällt, mitzufühlen. Oft weiß man schon, dass das, was er da vor hat, zum Scheitern verurteilt und keine gute Idee ist. Die anderen Figuren geben dem Roman die Würze und bringen Pedro immer wieder in Situationen, die er bewältigen muss, es aber auch schafft. Wichtige Themen werden behandelt, wie die Digitalisierung und ihre Folgen, das Ende von Beziehungen, die Herkunft und ihren Einfluss, was man wirklich zum Glücklichsein braucht und nicht zuletzt das Leben und Schicksal von Flüchtlingen. Das alles wird mit Leichtigkeit und Humor erzählt, was mir sehr gut gefallen hat. Das Ende finde ich ebenfalls gelungen.

Sprachlich ist es gut geschrieben, aber nicht herausragend. Für meinen Geschmack ist ein bisschen zu viel Fussball drin und die Darstellung von Frauen, besonders von Carlota, ist stereotypisch. Dennoch ist es ein schöner Roman, gerade wenn man sich nach der Ferne sehnt, der aber nicht oberflächlich ist.