Die Abenteuer eines Postboten auf Lanzarote

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Pedro Fernández Gárcia lebt auf Lanzarote und übt einen Beruf aus, der in Zeiten von Internet kaum mehr gebraucht wird. Ein paar Postwurfsendungen, ein paar Rechnungen, Fachzeitschriften für einen deutschen Wissenschaftler und ein paar ganz wenige Briefe. Um seine Leistung nachzuweisen, muss er nur genügend tanken. Pedro hat seine Taktiken, fährt zum Kaffeetrinken ans andere Ende der Insel, hat in seinem Gartenhaus Kanister voller Benzin. Nachdem Carlota, die Mutter seines Sohnes Miguel viel arbeitet, kümmert Pedro sich um seinen Sohn. Er bringt ihn zur Schule, vergießt dabei ein paar Tränen, flirtet mit der Mutter einer Mitschülerin, holt ihn ab, macht mit ihm Hausaufgaben und hört ihm zu. Pedro liebt seinen Sohn. Damit und mit seinem Dasein als Postbote ist er zufrieden. Nicht so Carlota. Eines Tages ist sie einfach weg. Und hat Miguel mit sich nach Barcelona genommen, Anrufe werden abgelehnt, Pakete für Miguel zurückgeschickt. Pedro ist verzweifelt. In dieser Zeit unternimmt er wieder mehr mit Tenaro, einem Jugendfreund und arbeitslosen Fischer. Dieser versucht ihn zu trösten, abzulenken und für seine völlig irrwitzigen Projekte zu gewinnen. In Pedros Leben stolpert auch noch der Geflüchtete Amado, ein Professor für Spanisch, der aus seiner Heimat Equatorial Guinea geflohen war, eine weise, sehr schöne Figur, die für Hoffnung steht, aber auch dafür, wie in Europa Geflüchtete behandelt werden. Da hat Tenaro die zündende Idee: Sie überraschen Miguel in Barcelona, gehen mit ihm ins „El Clásico“ (Fußballmatch zwischen Barcelona und Madrid), erfüllen Miguels großen Traum Messi „in Echt“ zu sehen und nehmen ihn dann gleich mit zurück nach Lanzarote. Ob ihnen das gelingt?
Diese Geschichte bildet den Rahmen für einen sehr poetischen, sehr vielschichtigen Roman voller Menschlichkeit, Tragikomik, Situationskomik und auch Gesellschaftskritik. Es finden sich Filmzitate (Il Postino z.B., an den mich schon die Leseprobe erinnert hat), Rinke zeichnet zudem ein sehr gut beobachtetes Bild der spanischen Gesellschaft mit ihrer Spaltung aufgrund der bis heute nicht aufgearbeiteten Diktatur und das Buch ist eine Liebeserklärung an die wunderschöne Vulkaninsel Lanzarote.
Der Roman liest sich wie ein Film, unterhält, berührt und macht nachdenklich. Ein sehr schönes Buch!