'Pedros königliche Post'

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constanze_pachner Avatar

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"Ein Postbote ohne Post, der um seinen Sohn kämpft, ein marokkanischer Tisch aus deutscher Eiche, der ein dunkles Familiengeheimnis aus dem Spanischen Bürgerkrieg birgt, und ein blauer Ball, der über die Insel der hundert Vulkane bis nach Afrika rollt.
Im Leben des Postboten Pedro ist es still geworden, seitdem seine große Liebe Carlotta ihn verlassen und den gemeinsamen Sohn mitgenommen hat. Mit seinem Freund Tenaro und Amado, einem Flüchtling, der auf Lanzarote die Freiheit gesucht und ein Gefängnis vorgefunden hat, schmiedet er einen wahnwitzigen Plan..." (Klappentext)

Gemächlich trottete ich trotzig nach unserem Urlaub die Treppen zu unserer Wohnung hinauf. Den Kopf gesenkt, die Lippen geschmollt, entdeckte ich auf der Fussmatte diese Buchpost - meine blass rückschauende Gesichtsfarbe färbte sich direkt vorausschauend rosig.

Im Roman 'Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández Garcia' von Moritz Rinke öffnet sich dem Leser mit jedem Kapitel ein neuer Brief von Pedro. Jeder dieser Briefe spuckt eine Erzählmagie aus, wie die Lava eines Vulkans, dabei verbindet der Autor diese geschickt zu einem einzigen, komisch sowie berührend angehauchten, Brief. Gekonnt präsentiert er einschneidende Wendungen ganz beiläufig in einem Dialog - ohne ein Vorspiel und ohne ein Nachspiel -, eben so überraschend wie das Leben mit den Menschen spielt.

Die Dialoge und Szenen mit dem Flüchtling Amado haben bei mir den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen.

Für die ganz aktuelle Lage zwei Zitate:

"Denk einfach, Europa bin ich. Ich habe kein Tomatengefängnis und keine Schwefeldüngung. Nur noch ein bisschen Liebeskummer." (S.317)

"Sieh dich in der Welt um, die Gleichgültigkeit ist die gefährlichste Form der Rohheit, ohne sie würden die Menschen viel weiter kommen, hatte Amado gesagt."

Und da Frage ich mich, wo rennt unser Europa hin, zum ersten Zitat oder zum zweiten?