warmherzig und von hoher Erzählkunst geprägt

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susieschmidt0911 Avatar

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Der längste Tag im Leben des Pedro Fernandez Garcia war mein erstes Rezensionsexemplar. Hier möchte ich meine Eindrücke schildern und mich gleichzeitig für die Möglichkeit des vorablesens bedanken.

Mit Lanzarote habe ich mich vorher noch nie wirklich auseinandergesetzt. Deshalb habe ich auch keine klare Vorstellung gehabt, wie es da aussehen könnte. Das Cover des Buches sieht auf den ersten Blick etwas langweilig aus. Während des Lesens wurde aber auch auf die Landschaft eingehender beschrieben, weil auch Pedro seinem Sohn Miguel immer wieder vieles über die Vulkanlandschaft berichtet. Das fand ich dann wieder sehr faszinierend.

Pedro Fernandez ist ein Postbote, der zunächst noch mit Frau und Sohn auf Lanzarote lebt und arbeitet. Das Amt des Postboten hat er vom Vater und Großvater übernommen und führt es auch mit großen Stolz weiter.

Allerdings werden in Zeiten der Digitalisierung kaum noch Briefe verschickt, so dass Pedro, die meiste Zeit gar nichts zu tun hat. Die meiste Zeit verbringt er Kaffee trinkend am Hafen. Er fürchtet um seinen Arbeitsplatz. Und dann kommt es noch schlimmer. Seine Frau Carlotta, mit der er so glücklich zu sein schien verlässt ihn von einem Tag auf den anderen und nimmt den geliebten Sohn Miguel mit.

Für Pedro bricht natürlich eine Welt zusammen. Aber zum Glück gibt es da noch seinen guten Freund Tenaro, einen Fischer, der zwar manchmal etwas ausgeflippte Ideen hat, aber ansonsten ein sehr gutmütiger Kerl ist.

Später lernt Pedro auch noch Amado, einen Flüchtling, der auf eine etwas unkonventionelle Weise in sein Leben tritt. Zusammen hecken sie einen Plan aus, um die kleine Familie wieder zu vereinen.

Die Geschichte geht allerdings noch viel tiefer und geht auf die familiären Ereignisse aus Pedro's Kinderzeit ein, wo alles irgendwie doch anders gelaufen ist, als es ihm vom Vater vermittelt wurde. Was hatte der Großvater beispielsweise mit den Deutschen zu tun? Und was hat es mit all den alten Briefen auf sich, die seine Mutter hinterlassen hat? Auch die jüngere Geschichte Spaniens spielt immer wieder eine Rolle, besonders die Franko-Zeit und auch ein Stück weit die deutsche Geschichte um Personen des Nazireichs und die Villa Winter. Diesen Aspekt kannte ich bislang nicht und habe auch hier neue Erkenntnisse gewonnen.

Wer jetzt glaubt hier auf ein reines Familiendrama zu stoßen, der irrt. Es gibt immer wieder Szenen voller Situationskomik, schöne Szenen und rührende Szenen. Alles verpackt in einer großartigen Erzählweise. Der Schreibstil ist bildlich poetisch, menschlich und einfach warmherzig. Die Personen und besonders Pedro selbst, sind mir arg ans Herz gewachsen.

Ich fand das Buch von Moritz Rinke auf verschiedene Art und Weise einfach großartig und bin dankbar, dass ich die Geschichte kennenlernen durfte. Ein besonderer Punkt, neben der Geschichte, war für mich, dass ich auch noch mein Allgemeinwissen erweitern konnte. Das schätze ich an Büchern sehr und das hat dem Buch weitere Pluspunkte eingebracht. Es las sich flüssig und die Personen waren stets authentisch. Ich konnte mich letztendlich gut in die einzelnen Standpunkte hineinfühlen. Auch wenn ich bei Carlotta am Anfang die Beweggründe ihres Weggangs nicht nachvollziehen konnte, so erklärte sich das im Ablauf ebenfalls.

Von Moritz Rinke hatte ich zuvor weder etwas gelesen noch von ihm im Allgemeinen gehört. Das werde ich jetzt nachholen.

Die Geschichte kann ich guten Gewissens weiterempfehlen, gerade, wenn ihr auch ein bisschen geschichtlich interessiert seid. Ich wünsche euch allen viel Spaß dabei.

Vielen Dank an @vorablesen und an den @kiwiverlag für die Möglichkeit dieses Buch lesen zu dürfen.