Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt...

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botte05 Avatar

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„Es ist Frühling in Oslo, als ein grausames Verbrechen geschieht: Der ehemalige Widerstandskämpfer Carl Oscar Krogh wird brutal ermordet. Während des Krieges stand er stets auf der richtigen Seite. Wer bringt einen Mann um, den alle bewundern? Kurz zuvor findet man in der Nordmarka drei Leichen. Unter ihnen ein kleines Mädchen.
Kommissar Tommy Bergmann scharfsinnig, klug und ein Selbsthasser voller innerer Abgründe, sieht einen Zusammenhang: Die Toten stehen in Verbindung zu Agnes Gerner, einer Agentin des Widerstandes Je mehr Tommy Bergmann über die schöne und hochintelligente Frau herausfindet, umso gefährlicher erscheint sie ihm“ - Zitat Buchrücken

2003 - Carl Otto Krogh, 85, eine Institution in Norwegen, wurde ermordet. Aufgrund der öffentlichen Aufmerksamkeit werden die Teams der Kollegen Bergmann und Sørvaag zusammengelegt, um möglichst zügig mit den Ermittlungen voranzukommen. Während Halgeir die Gründe für diesen Mord in der Gegenwart sucht, vermutet Tommy sehr schnell einen Zusammenhang zwischen einem Knochenfund von vor gut zwei Wochen. Die Knochen wurden drei Leichen, zwei Frauen und einem, Kind, zugeordnet, die im zweiten Weltkrieg ermordet und verscharrt worden waren. Was, wenn Krogh diese Personen gekannt und dies ihn letztlich mit den möglichen Schatten seiner Vergangenheit nun vereint hat?

1939 – Agnes Gerner wird im Auftrage der Briten als Agentin nach Norwegen entsandt, um die Reihen der Deutschen zu unterwandern. Als Chefsekretärin und Geliebte des Oberstaatsanwalts Schreiner wird sie in die Gesellschaft eingeführt, wo sie zufällig den verwitweten Industriellen Gustav Lande kennenlernt, der ihr sofort verfällt. Als Frau an seiner Seite steigt sie in die Machtetage der Deutschen auf und gewinnt als Agentin an Bedeutung. Für Agnes ist dieses Leben ein schwieriger Balanceakt zwischen ihrer Sympathie für Gustav, der Zuneigung zu Gustavs Tochter Cecilia und der großen, verbotenen Liebe zu ihrem Kontaktmann, dem Pilger. Ein falscher Schritt, ein falsches Wort, eine falsche Reaktion und ihre Tarnung könnte auffliegen. Kann England sie im Ernstfall retten?

„Der letzte Pilger“ ist das Debüt von Gard Sveen, welches als bester Krimi Skandinaviens ausgezeichnet wurde. Anfangs hatte ich etwas Schwierigkeiten, mich in dem Buch zurechtzufinden, weil es mehrere Handlungsorte und verschiedene Handlungszeiten gibt, was mir einen gemeinsamen Bezug zwischen 2003 und den Kriegsjahren zunächst nicht erschloss. Auch gibt es sehr viele Akteure, von denen einige nur eine relativ kurze, aber nicht minder wichtige, Rolle spielen. Die Ereignisse damals, beginnend mit 1939, werden parallel zu den Ermittlungen in 2003, der Gegenwart, geschildert. Ganz langsam eröffnen sich mir als Leser Zusammenhänge, die evtl. dazu angetan wären, bis in die Gegenwart hineinzuwirken. Aber erst im Finale wird mir offenbart, dass es im Leben Wendungen geben kann, mit denen keiner rechnet.

Die Protagonisten sind in sich schlüssig gewählt und dargestellt und auch die Ereignisse in Norwegen unter deutscher Besatzung erscheinen mir gut recherchiert. Besonders Agnes in ihrer schwierigen Situation wächst mir im Laufe der Zeit immer mehr ans Herz. Wohingegen ich mit Kommissar Bergmann, der engagiert und mit großem Aufwand gegen alle Widerstände diesen Fall lösen will, irgendwie nicht wirklich warm werde.

„Der letzte Pilger“ ist ein solider Kriminalroman. Atemlose Spannung kommt nicht auf, wobei mich der Weg von Agnes gefesselt hat und auch hinsichtlich ihrer verzwickten Lage im Feindesland stets eine An-Spannung in der Luft liegt. Über weite Strecken habe ich mich gut unterhalten gefühlt, kann mich jedoch mit dem vom Autor gewählten Ende irgendwie nicht einverstanden erklären. Genau kann ich es nicht fassen, aber ich finde es nicht wirklich schlüssig.

Rezension: Gard Sveen, Kriminalroman, List, Taschenbuch, 554 Seiten, 14,99 €, Erscheinungsdatum: 26.02.2016