Fesselnd und vielschichtig

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Im Juni 2003 wird ein alter Mann regelrecht abgeschlachtet in seinem Haus in Oslo aufgefunden. Es handelt sich um den zurückgezogen lebenden Carl Oscar Krogh, einen gefeierten ehemaligen Widerstandskämpfer. Kommissar Tommy Bergmann übernimmt die Ermittlungen und stellt schnell eine Verbindung zu dem Fund dreier Leichen vor wenigen Wochen in einem Waldstück her. Die beiden Frauen und ein Kind sind allerdings schon Ende des zweiten Weltkrieges ermordet und dort vergraben worden.
Anfangs recht verwirrend und höchste Konzentration erfordernd, springt der Roman zwischen dem Jahr 2003 und den letzten Kriegsjahren hin und her. Im Fokus steht dabei eine Gruppe von Widerstandskämpfern in Norwegen, zu der Agnes Gerner gehörte. Ihr ist es gelungen, das Vertrauen der in Oslo lebenden deutschen und norwegischen Nationalsozialisten zu gewinnen.
Gard Sveen folgt bei der Wahl seines ermittelnden Polizisten dem typischen Bild des kaputten skandinavischen Einzelkämpfers, der nicht wirklich sympathisch ist. Er hat kaum Freunde, seine Frau hat ihn nach wiederholten Misshandlungen verlassen, eigentlich gibt es nur die Arbeit und das Training einer Handballmannschaft.
Vielschichtiger ist die Figur Agnes Gerner gezeichnet. Ihr Werdegang, ihre Entscheidungen, Verstrickungen und Skrupel sind unglaublich spannend beschrieben. Und auch die sie umgebenden Personen werden als Charaktere mit sowohl liebens- als auch hassenswerten Eigenschaften und Verhaltensweisen dargestellt.
„Der letzte Pilger“ verknüpft auf unglaublich spannende und gut lesbare Weise einen klassischen Krimi mit hochinteressanten historischen Begebenheiten. Figuren werden differenziert entwickelt, es gibt nicht die „nur-Guten“ und „nur-Bösen“. Und auch die Auflösung erfolgt erst kurz vor Schluss, obwohl sich bereits relativ früh eine Richtung abzeichnet.
Die Lektüre dieses Romans hallt auch nach Beendigung des Buches lange nach und die Auszeichnung als bester Krimi Skandinaviens ist für mich nachvollziehbar.