Ärger im Melting Pot

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romy_abroad Avatar

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Oded Chefer erlebt gerade den wohl wichtigsten Abend seines Lebens: Er wurde zur einer Party eines PR-Moguls eingeladen, das ihn auch noch wegen eines Ermittlungs-Auftrags treffen möchte. Oded ist sich sicher: Heute wird seine Karriere als Privatdetektiv endlich abheben und ihn bekannt und erfolgreich machen, sodass er endlich das Leben führen kann, das ihm zusteht. Als queere Person in Tel Aviv hatte er es nicht immer leicht, besonders da es gerade weder beruflich noch privat so wirklich läuft bei ihm. Doch nun scheint sich das Blatt zu wenden. Nach einem netten Flirt mit dem Türsteher bekommt er endlich den Auftrag, nach dem er sich die Finger geleckt hat, und fühlt sich ab dem nächsten Morgen als Teil der Welt der Schönen und Reichen. Leider muss Oded bald feststellen, dass unter der glänzenden Oberfläche die ein oder andere hässliche Überraschung auf ihn wartet. Und das beruflicher Erfolg häufig einen Preis hat - sei es die eigenen Integrität oder auch das sich anbahnende private Glück.
Eigentlich mag ich Bücher sehr, die mich in eine spezielle Subkultur entführen. Sei es ein schulisches Setting wie ein Internat oder eine Musikschule, oder auch eine Dystopie, ausgelöst durch eine Seuche oder eine Umweltkatastrophe. In der Regel fällt es mir leicht, mich in diese Welten einzufinden (sei es mir nur unbekannt oder tatsächlich nicht real), und ihre Regeln und Eigenheiten als gegeben zu akzeptieren. Die bunte und diverse Welt, in die Yonatan Sagiv uns einführt, hat mich zunächst auch fasziniert und interessiert. Allerdings schlug dieses Gefühl bald in Ermüdung um, da man als Leser, der auf eindimensionale Informationen angewiesen ist, nur schwer die Orientierung behält. Ich kann nachvollziehen, dass man Menschen nicht in Schubladen stecken will, und ihnen auch Pronomen nicht fest zuordnet. Allerdings führt dies beim Lesen dazu, dass man häufig nicht weiß von wem oder über wen gesprochen wird, da die Pronomen nicht einheitlich sind. Die für europäische Leserinnen und Leser ungewöhnlichen Namen tun ihr Übriges und haben bei mir immer wieder zu Verwechslungen geführt. Leider habe ich dadurch nur schwer in die Geschichte gefunden, und konnte der Handlung nur mit einigen Problemen folgen. Ein Spannungsbogen hat sich für mich nicht wirklich aufgefbaut. Noch dazu war mir auch die Hauptperson recht unsympathisch, da sie bzw. er sehr oberflächlich und materialistisch daher kommt, und darüber hinaus seine/ihre sexuellen Bedürfnisse immer wieder in den Vordergrund stellt.
Alles in allem konnte "Der letzte Schrei" mich leider nicht überzeugen, da das Potential des Themas nicht ausgeschöpft wurde, und die Lektüre für mich wenig flüssig war.