Tel Aviv mal anders

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milena Avatar

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Das Buch kam an ein paar freien Tagen wegen Ostern gerade zur rechten Zeit. Ich war gespannt, ein schwuler Privatdetektiv, der in Tel Aviv ermittelt, das klang erstmal gut. Oded Chefer, genannt Wühlmaus, ist im wahrsten Sinne unorthodox. Er stammt aus Petach Tikwa, was definitiv nicht angesagt ist, wo aber seine Eltern leben und zu Familienfeiern auch seine Schwester, die Rechtsanwältin, und sein Bruder, ein Rechnungsprüfer, samt Anhang einlaufen und er das schwarze Schaf der Familie ist. Beruflich erfolglos, knapp vor dem finanziellen Bankrott, genau genommen auch noch von Wohnungslosigkeit bedroht und schwul in einer eigentlich sehr konservativen und auf Traditionen bedachten Familie. Keine einfache Konstellation. Sein neuester Auftrag soll ihm endlich den ersehnten Kick in bessere finanzielle Verhältnisse und den Anschluss an die oberen Schichten von Tel Aviv verschaffen. Eigentlich ist es nicht besonders schwer, er soll im Auftrag von Binyamin Direktor- welch ein Name- ein aufstrebendes 15-jähriges Popsternchen dazu bringen, sich an die Vereinbarungen zu halten und termingerecht im Studio einzulaufen, um ihren Eltern und dem Förderer die entsprechenden Geldströme zu garantieren. Oded gerät aber schnell in Nebenermittlungen um den toten Sohn ehemaliger philippinischer Gastarbeiter. Zudem kreuzt noch eine verschwundene Transsexuelle, die auch mit der gesamten Szene zu tun, seine Ermittlungswege. Meistens steht er aber sich selbst im Wege, da sein sexueller Radar ständig auf Alarmbereitschaft ist und nahezu jeder Mann den Puls erstmal beschleunigt und berufliche Ambitionen ins Hintertreffen geraten. Insbesondere Stas Omansky, der Laufbursche seines Auftragsgebers, fesselt definitiv mehr als kühle taktische Überlegungen. Ich habe mich gut amüsiert, gebe aber zu, man muss die Szene der homosexuellen Männer schon mögen, sonst ist man schnell entnervt oder angeödet. Sicherlich nicht jedermanns Geschmack!