Das Versprechen der Erzählerin

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wolfgangb Avatar

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"Es roch wieder nach Schnee"
So beginnt der Camilla Läckbergs Kurzroman "Schneesturm und Mandelduft, der im Vorfeld zu "Der Leuchtturmwärter" als Appetithappen veröffentlicht wurde und bereits schwedisch-weihnachtliches Lokalkolorit verbreitet.

Die Kunst des ersten Satzes besteht darin, in treuherzigem Narrativ dem Leser Fragen aufzuwerfen, ohne deren Beantwortung er das Buch nicht mehr aus der Hand legen will.
Ebenso wie im Beginn des Kurzromans die frostig klare Luft in's Lesezimmer weht, beweist die Autorin in der vorliegenden Lesesprobe, daß sie diese Kunst mit jener Selbstverständlichkeit beherrscht, mit der ihre Protagonistin den Rückwärtsgang einlegt. Da ist von "Händen voller Blut" die Rede, die ein Lenkrad umfassen.
Welche Ereignisse sind vorausgegangen?
Wessen Blut klebt an ihren Händen?
Und was ist das Ziel der Reise?
Läckberg läßt keine Zweifel daran, daß der Leser dringend seinen Terminplan für die folgenden Tage überdenken sollte. Das in "Schneesturm und Mandelduft" angeklungene Thema der schwedischen Witterung findet sich in der Überfahrt zum Leuchtturm wieder. In der Begegnung mit dem Elementaren findet die Protagonistin die ersehnte Distanz, wäscht sich ihre Erinnerungen in salzig-rauher Luft.

Lassen wir uns also von Camilla Läckberg in ihren erzählerischen Bann ziehen, lassen wir den titelgebenden Leuchtturm als vergängliches Exponat des Menschlichen erfahren, vor dem die Wogen brausen, die als Zeugen der Ewigkeit fungieren ...