Zweite Chance?

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sago Avatar

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Das Erstlingswerk von Ali Shaw „Das Mädchen mit den gläsernen Füßen“ hatte mich seinerzeit so ratlos zurückgelassen wie wohl kein zweites. Wie gern wäre ich von dem Inhalt ebenso begeistert gewesen wie von dem schönen Cover und dem silbernen Buchschnitt. Der poetische und bildreiche Sprachstil entsprach genau meinem Geschmack. Auch sind mir Protagonisten mit Narben auf der Seele lieber als oberflächliche. Dennoch stellte das Erstlingswerk für mich ein nicht eingehaltenes Versprechen dar.
Und nun „Der Mann, der den Regen träumt“. Stilistisch könnte es sich nahtlos an „Das Mädchen...“ anschließen. Auch unsere Protagonistin Elsa Benetti wäre dort nicht fehl am Platze. Ohne Zweifel macht die Leseprobe neugierig. Warum verlässt Elsa New York nach einer gescheiterten Beziehung ausgerechnet für ein Leben in dem kleinen Ort Thunderstown? Wir folgen ihr von hier nach dort, erleben ihren ersten Morgen in Thunderstown. Die Leseprobe bricht ausgerechnet ab, nachdem Elsa mit angesehen hat, wie ein streunender Hund anscheinend grundlos von einem hochgewachsenen Mann brutal getötet wird. Seltsamerweise billigt die zuschauende Menschenmenge dessen Vorgehen. Die Leseprobe zum „Regenträumer“ erzielte bei mir genau den gleichen Effekt wie das „Mädchen“: tiefe Ratlosigkeit. Von mir trotz des wunderbaren Stils diesmal nur drei Sterne, denn nichts erbost mich so wie Gewalt gegen Tiere, selbst literarische! Dennoch wüsste ich gern, ob dieses Buch diesmal sein Versprechen für mich einlösen würde.