Der Mann, der den Regen träumt

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kathrineverdeen Avatar

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Nachdem ich Ali Schaws Debütroman „Das Mädchen mit den gläsernen Füßen“ gelesen hatte, war ich sehr neugierig auf neue Werke des Autors. Schaws unverwechselbarer Stil hat mich einfach restlos begeistert. Nach einigen Monaten des Wartens durfte ich jetzt sein neues Buch lesen und wurde keineswegs enttäuscht.

Oft gibt es Momente, in denen sich wahrscheinlich viele Menschen wünschen, alles hinter sich zu lassen. In ein neues Leben zu flüchten und den gesamten Ballast des vergangenen Lebens abzuwerfen, um wieder durchatmen zu können. Auch Elsa hat das Gefühl zu ersticken, denn in den vergangenen Jahren steigerte sich das Gefühl, unter einer schweren Last zusammen zu brechen, ins unermessliche. Elsa verlässt die hektische Metropole New York, um sich weit entfernt in dem provinziellen Örtchen Thunderstown niederzulassen. Hier ticken die Uhren noch anders und die Menschen sind recht eigensinnig. Schnell bemerkt Elsa, dass die Bewohner dieses Örtchens gute Gründe dafür haben, so zu sein, wie sie sind. Elsa genießt ihre neugewonnene Freiheit in Thunderstown und begibt sich oft auf Touren in die umliegende Berglandschaft. Bei einem dieser Ausflüge sieht sie einen Mann vor sich, der sich in eine graue Silhouette aus Nebel verwandelt. Wer ist dieser mysteriöse Mann? Ist er vielleicht der Grund für das seltsame Verhalten der Bewohner Thunderstowns?

Am Anfang der Geschichte musste ich mich oft daran erinnern, mich nicht in den wunderschönen Beschreibungen des Autors zu verlieren. Mit einer sehr bildhaften Sprache und mit viel Liebe zum Detail beschreibt er die Bewohner und die Umgebung von dem sehr ungewöhnliche Ort Thunderstown. Die ganze Geschichte wurde sehr lebendig und zum Greifen nah. Nach anfänglichen Abschweifungen meinerseits, konnte ich mich schnell wieder auf Elsa konzentrieren und durchlebte mit ihr Bruchstücke ihres vergangenen Lebens, die mir die Beweggründe für ihre Flucht verdeutlichten. Ich lebte mich schnell mit ihr in Thunderstown ein und verliebte mich, trotz vieler Hindernisse, in einen sehr ungewöhnlichen Menschen. Das Schöne an dieser Geschichte ist, dass sie sich wie ein Nieselregen entwickelt, den man am Anfang auf der warmen Haut spürt und der dichter wird und dessen Tropfen heranwachsen. Die Wolken, aus die die Tropfen fallen, vereinen sich zu einem riesigen Sturm, um den Leser zu erobern. Auch ich erlag dem Zauber dieser wunderschönen und fantasievollen Geschichte. Die perfekte Mischung aus einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte und fantasievollen Elementen, die das Wetter zum Leben erwachen lassen, machten diese Geschichte zu einer ganz besonderen. Wer Shaw kennt, weiß, dass er viele aktuelle Themen in seine Erzählungen einfließen lässt. In „Der Mann, der den Regen träumte“ wird dem Leser bewusst, wie intolerant wir Menschen sind, wenn wir mit etwas Fremdem konfrontiert werden. Wir werfen lieber mit Steinen danach, als dass wir uns damit auseinandersetzen. Durch Elsa erfahren wir, dass es manchmal einfach besser ist loszulassen, als krampfhaft und sinnlos an etwas zu zerren.

„Der Mann, der den Regen träumt“ von Ali Shaw ist ein bewegendes Buch mit einzigartigen Charakteren, die den Leser aufrütteln, mit einer gelungenen Mischung aus fantasievollen Elementen und einer tragischen und sehr romantischen Liebesgeschichte. Es ist ein sehr tiefgründiger Roman, in dem Shaw durch seine poetische und sehr bildgewaltige Sprache restlos überzeugt.