Der erste Schein trügt

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Das Buch "Der Mann, der Luft zum Frühstück aß" stammt aus der Feder von Radek Knapp. Wenn ich das Werk einem Thema zuordnen soll, dann erzählt es wohl schonungslos von der Schwierigkeit, sich in der Fremde eine Identität aufzubauen und dem Wort Heimat einen Sinn zu verleihen.

Genau hiermit kämpft unser Protagonist Walerian, von seiner gedankenlosen Mutter als junger Pole nach Wien "verschleppt". Ihn lernen wir als einen liebenswerten, autentischen Charakter kennen, als einen Suchenden in der Fremde, dem Zufälle und Glück dabei helfen, ein Auskommen zu sichern und somit die Zeit geschenkt zu bekommen, über die wirklich wichtigen Themen des Lebens nachzudenken. Genau das tut er dann auch, auf die holprige Art und Weise eines Heranwachsenden, die wohl jedem von uns vertraut ist.

Radek Knapp gelingt es, uns an Walerians Reise teilhaben zu lassen. Wortwitz und Ironie lassen das Buch erstaunlich unterhaltsam werden. Kurz und ohne viel Schnickschnack werden die Episoden aneinandergereiht, sodass dem Leser viel Raum für eigene Ausschmückungen gegeben wird. Ganz nebenbei kommen aktuelle philosphische Debatten auf den Tisch. Selten ist mir ein Buch in die Hände gefallen, dass schon aufgrund seiner sprachlichen Mittel solch einen Lesegenuss bereitet. Bin ich noch zu Beginn des Buches davon ausgegangen, es "schnell mal durchzulesen", muss ich nun feststellen, dass der erste Schein trügt. Schnell mal durchlesen ist nicht! Dieses kleine Werk werde ich wohl ein zweitest mal lesen, nur um all die versteckten Botschaften zu finden, die ich bislang übersehen habe. Ein tolles Buch, dass Spaß macht und lange nachhallt.