Erfrischender Wortwitz lässt ernsten Hintergrund verblassen

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biancaneve_66 Avatar

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Eine junge, polnische Mutter nennt ihren Sohn nach einem Beruhigungsmittel, deponiert ihn bei ihren Eltern, um ihre eigene Jugend zu genießen, holt ihn elf Jahren ab und bringt ihn nach Wien, um dort ein neues Leben zu beginnen. So traurig man die Geschichte des jungen Walerian auch einstufen mag, Radek Knapp gelingt es diesem Thema den ernsten Hintergrund zu nehmen und es mit viel Wortwitz zu entschärfen. Walerian wird entwurzelt, er wird von einer ihm völlig fremden Frau „entführt“ - in eine Stadt, in der die Bewohner eine Sprache sprechen, die dem Jungen unbekannt ist. Die Geschichte spielt zwar nicht in der Gegenwart, aufgrund der aktuellen Flüchtlingsfrage und dem Ruf nach Integration bleibt sie aber sehr aktuell. Walerian findet sich in der neuen Welt zurecht, er stolpert von einer Situation in die nächste, und verbessert auf diese Weise schrittweise seine Lebenssituation.
Knapp schreibt in teils recht langen, verschachtelten Sätzen und verarbeitet darin treffende Bilder und Vergleiche. Er bringt uns die Geschichte des jungen Ich-Erzählers mit viel Feinsinn und Humor näher. Es gibt kaum einen Absatz, der dem Leser nicht zumindest ein Lächeln abverlangt. Es ermöglicht dem Leser einen völlig neuen Blickpunkt.
Der Klappentext übertreibt nicht: Knapp erzählt tatsächlich in „seinem unverwechselbaren Stil“. Dieser Stil lässt sich nicht leicht beschreiben, aber wunderbar „erlesen“. Ich kann dieses Buch jedem nur wärmstens empfehlen!