Heimat im Kopf

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miro76 Avatar

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„Aber dann wurde er ohne Vorwarnung von seiner kindischen Mutter nach Wien entführt, und alles brach zusammen. Die Sprache war fremd und rau, die Leute hatten keine Seele, und er musste in Lichtgeschwindigkeit erwachsen werden.“ (S. 113)

Walerian wuchs in einem kleinen Städtchen in Polen auf, bis ihn seine Mutter mit 12 Jahren aus einer Laune heraus nach Wien mitnahm, um ein neues Leben zu beginnen. Er muss eine neue Sprache lernen, kämpft sich durch die Schule und zieht schließlich schon mit 16 Zuhause aus, um selbständig zu werden.

Was nach einer dramatischen Geschichte klingt, liest sich bei Radek Knapp leicht und locker. Selbst die tragischsten Zustände werden mit einem lachenden Auge und einem schmunzeln im Gesicht beschrieben. Und Walerian ist trotzdem auf die Sonnenseite des Lebens gefallen, denn er hat in den entscheidenden Augenblicken seines Lebens immer Glück.
So kommt er zu seinem Job als Heizungsableser und dieser bringt ihm eine günstige Wohnung ein. Doch es plagt ihn eine innere Unruhe, der er auf den Grund gehen muss. Der Schlüssel liegt wohl in seiner Kindheit und in einem Moment der Eingebung begreift er, dass Heimat überall sein kann, wenn er nur seinem eigenen Weg folgt.

Radek Kapp erzählt wie immer mit einer großen Portion Humor, Ironie und Wortwitz. Ich habe es genossen, Walerian in ein fremdes Land und ins Erwachsenenleben zu begleiten. Manch philosophisches Kleinod kann man sich von dieser Reise mitnehmen.