Walerians neue Heimat

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petral. Avatar

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Walerian wird als Einjähriger von seiner verantwortungslosen Mutter "übers Wochenende" bei seinen Großeltern abgeladen und dann tatsächlich ganze 11 Jahre dort gelassen. Als die Mutter dann wieder auftaucht , tut sie, als wäre nichts gewesen , handelt dann allerdings gleich wieder völlig verrückt , indem sie den Zwölfjährigen einfach aus seiner gewohnten Umgebung entführt und mit ihm nach Österreich fährt, wo sie ab jetzt mit ihm leben will. Der arme Junge, der seine Großeltern vermisst, die Sprache der neuen Heimat nicht kann und dort auch keine Freunde hat, muss nun also versuchen, sich in der Fremde einzuleben. Das gelingt ihm dann auch erstaunlich gut, da er ein richtig sonniges Gemüt hat und immer versucht, aus allem das Beste zu machen.

Als er allerdings als junger Erwachsener die Schule verlassen will, um lieber eine Arbeit anzunehmen, wirft ihn seine Mutter raus und nun ist er auf sich alleine gestellt. Doch auch davon lässt Walerian sich die gute Laune und seine positive Lebenseinstellung nicht nehmen und so kann man ihn als Leser dann begleiten, während er mehrere Jobs annimmt, die ersten Erfahrungen mit der Frauenwelt macht und sich ein Leben in seiner neuen Heimat aufbaut, mit dem er eigentlich auch ganz zufrieden ist.

Dieser Erzählband von Radek Knapp hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich mir doch gewünscht hätte, dass er nicht ganz so kurz gewesen wäre. Vieles bleibt dadurch eben eher oberflächlich und wird nur mal kurz erwähnt. Was wurde zum Beispiel aus seinen Großeltern, bei denen er ja schließlich bis zu seinem 12. Lebensjahr lebte? Zwar wird ganz kurz erwähnt, dass er sie sehr vermisst, doch fragt man sich halt, ob er sie denn dann später nie wieder besucht hat, oder ihnen wenigstens geschrieben hat. Und wie ging es mit der Mutter weiter? Hatten sie nach dem Rausschmiss denn überhaupt noch miteinander zu tun, oder brach der Kontakt danach ganz ab? Diese Fragen blieben leider unbeantwortet und ich hätte sehr gerne einen etwas tieferen Einblick in Walerians Leben gehabt. So war dieses Büchlein zwar sehr unterhaltsam, aber blieb leider doch sehr an der Oberfläche und ist dadurch einfach ein nettes Buch für zwischendurch, das man mal in einem Rutsch durchlesen kann, das einem aber sicher nicht sehr lange im Gedächtnis bleiben wird. Trotzdem werde ich mir diesen Autor mal merken und noch andere Bücher von ihm lesen, denn seine Art zu schreiben , finde ich sehr gut.