Die Seele auf der Suche

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
murksy Avatar

Von

Ein Mann, der in einer psychatrischen Heilanstalt lebt und über sein Leben nachdenkt. In Etappen springt die Geschichte vor und zurück, führt den Leser durch die Welt des Martin, die manchmal real, manchmal fantastisch erscheint. Immer wieder begegnen ihm Menschen, die im kurze Momente des Glücks zu geben scheinen. Vielleicht sogar die große Liebe, ach, wie sehr will man es ihm wünschen. Doch immer wieder spielt Martin das Schicksal mit. Gefangen zwischen einer Scheinwelt und einer Wirklichkeit, die Martin zu verhöhnen scheint. Wer vielleicht beim Titel denkt, dass hier ein witziges Buch auf ihn zukommt, wird bald eines besseren belehrt. Natürlich kommen vereinzelt komische, wenn auch unfreiwillg, Momente vor, doch spätestens bei der Szene mit seinem Vater steckt dem Leser mehr als ein Kloss im Halse. Wie kann ein Vater seinem Sohn so etwas zumuten? Angewidert und fasziniert zugleich liest man weiter, erlebt auch die erotischen Momente im Leben des Martin, hier scheint das Glück doch so nahe. Aber immer wieder gelingt es dem Autor, diese Spur zu verwischen, fegt die Hoffnung mit leichten Federstrichen aus der Geschichte. Und so langsam gibt auch der Leser auf, weiß er doch, dass der Titel bisher immer Wort gehalten hat. Mit jedem Kapitel wünscht man Martin endlich einmal Glück, einen Bruch des Fluches, doch immer wieder bleibt auch der Leser glücklos zurück.
Obwohl die traurige Grundstimmung überwiegt, wird das sensible Thema der gesellschaftlichen Außenseiter weder sentimental noch zynisch verarbeitet. Ganz im Gegenteil, gerade die scheinbare Hoffnungslosigkeit der Menschen und ihr daraus resultierendes Nicht-Aufgeben, gibt Mut und lehrt Demut zugleich. Auch stellt sich dem Leser immer wieder die Frage, was ist wirklich Glück? Habe ich mein Glück gefunden? Oder messen wir unser Glück nur an den Vorgaben der sogenannten "normalen" Gesellschaft? Wie schnell werden Menschen mit Autismus oder anderen "Störungen" in eine Schublade gepackt :"die empfinden nicht wie wir, das kann man nicht vergleichen". Ist das so? Ist Glück und die Suche danach nicht ein universelles Gut? Mit jedem Verlust, den Martin erleidet, scheint die These des ewigen Pechvogels zementiert zu werden. Doch ist der Moment des augenblicklichen Glückes nicht wertvoller als all das, was wir in unserer gier nach Vollkommenheit ein Leben lang suchen? Das Buch läßt mich nachdenkend zurück, finde ich doch auch keine Antwort auf diese Fragen. Leider ertappe ich mich immer wieder mit dem Gedanken, dass ich Glück habe, dass Martin dieses Pech hat und nicht ich. Egoismus pur. Schadenfreude? Nein. Menschlich? Vermutlich. Doch zeigt es mir auf jeden Fall, dass auch mein Glück vergänglich ist und ich oftmals das Glück gar nicht erkenne, wenn es mich anstrahlt. Zu oft nehme ich Gegebenes hin ohne darüber nachzudenken, welch Geschenk ich vor mir habe. Ein gutes Buch, das vielleicht nicht für jeden geeignet ist, aber die Mühe lohnt.