Glück als Gefahr?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
botte05 Avatar

Von

„Die Welt ist nicht für ihn gemacht und das Glück steht nicht auf seiner Seite. Das hat Martin seit seiner Geburt gelernt, und danach hat er sein Leben in Einsamkeit ausgerichtet.
Den Bruder lernte er nie kennen, obwohl er mit ihm spricht. Seinen geliebten Vater erschoss er eigenhändig. Er verliert alles, was ihm teuer ist. Er ist der Mann, der niemals Glück hat. Doch dann steht er vor einer Entscheidung, für die er all seine Überzeugungen von der Welt, den anderen Menschen und sich selbst über den Haufen werfen muss. Ein dramatischer Roman am Rande der Wirklichkeit.“ - Zitat Buchrücken

Martins Geschichte beginnt im Hier und Jetzt mit seiner ersten gesicherten Erinnerung an seine Kindheit und seinen täglichen Ablauf im Klinikalltag. Parallel verfolge ich den Weg von Maria, die ihr erstes Kind erwartet und auf dem Weg ins Krankenhaus ist.

Von klein auf laufen Dinge schief in Martins Leben, so dass er sich im jungen Erwachsenenalter dazu entschließt, keine engen Freundschaften mehr zuzulassen, um Andere vor seinem Unglücksradius zu schützen. Dies schließt seine erste Liebe mit ein, worunter er bis heute zu leiden scheint. Schon als Kind war er aufgrund seiner „Besonderheiten“ in stationärer psychologischer Betreuung, nachdem er dem Kinderpsychologen von seinem imaginären Bruder und die Zwiegespräche mit ihm berichtet hat. Insofern scheint es nicht weiter verwunderlich, dass er sich in der Gegenwart erneut in den schützenden Raum einer Klinik begeben hat.

Auch wenn er sich selbst zu genügen scheint und sich eher abschottet, findet er hier Freunde und sogar eine neue Liebe. Unversehens begibt sich die kleine Clique auf Spurensuche hinsichtlich Martins Herkunft, in der Annahme, dass das Schließen von Lücken seiner Vergangenheit die Basis für eine bessere Zukunft beinhalten kann. Und diese Recherche zwingt Martin, die Entscheidung seines Lebens zu fällen.

Anfangs bereitet es mir Freude, Martin und Maria zu begleiten. Die Verwunderlichkeiten jedoch mehren sich und ich erkenne, dass es in diesem Buch doch „nur“ um Martin zu gehen scheint. Die Handlung springt immer wieder hin und her und ich fange an zu glauben, dass Martin in der „Klapse“ genau richtig ist. Irgendwie verliert mich das Buch zur Mitte hin, die Beziehung zu Martin entgleitet mir. Es wird mühsam, das Buch weiter zu lesen, wobei es doch schließlich noch eine Wendung gibt, welche mich bis zum Schluss „bei der Stange hält“ und mich neugierig macht. Und gerade als ich mich mit der Endgültigkeit des Unglücks in Martins Leben abgefunden habe, nimmt das Buch einen völlig anderen Kurs, um in ein unerwartetes Finale zu münden.

Das Lesen von „Der Mann, der nie Glück hatte“ hat mich teilweise gut und teilweise gar nicht unterhalten. Ich kann gar nicht recht fest machen, was mich „gestört“ haben kann, denn letztlich bin ich der Überzeugung, dass man dieses Buch zu Ende lesen muss. Zumindest, wenn man es korrekt beurteilen möchte. Dieses Buch ist Fiktion und so ist es auch vielleicht konsequent, wenn Matthias Matting am Ende einer scheinbar überbrodelnden Phantasie erliegt, der ich mich so nicht anschließen mag. Grundlegend kann ich aber meinen Frieden mit diesem Buch machen, wobei ich wirklich nicht weiß, ob und wem ich es empfehlen würde.

Das Cover mit dem gestrandeten Marienkäfer finde ich gelungen. Allerdings: ich weiß nicht, welches Material verwendet wurde. Ich finde es unangenehm, das Buch von außen anzufassen, ich finde, es fühlt sich „fies“ an. Aber dies nur am Rande…

Rezension: Matthias Matting, Der Mann, der nie Glück hatte, Literatur, Selbstverlag, Taschenbuch, 330 Seiten, 9,99 €, Erscheinungsdatum: 30.11.2015