Äußerst unterhaltsam...

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mike nelson Avatar

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Jetzt weiß ich endlich, wie man dieses Genre offensichtlich nennt: 'Cosy crime'... was es alles gibt... und in der Tat ist Richard Osmans "Der Mann, der zweimal starb" eine sehr nette Lektüre (und 'nett' ist hierbei keine geschönte sondern vielmehr eine ernst gemeinte Beschreibung). So liest man in Wikipedia: "Die Spannung eines Cosy-Krimis besteht weniger aus aktionreichen Szenen, als vielmehr aus den auszulotenden Tiefen der handelnden Figuren." Und genau dafür nutzt der Autor auch in seinem zweiten Fall für den Donnerstagsmordclub sein äußerst gutes Handwerkszeug. Der Fall ist recht komplex strukturiert, es gibt überraschende Wendungen und auch einen Showdown gegen Ende. Aber wo andere Krimis enden - nämlich mit dem Showdown, da gibt es bei Osmann stets noch einen Nachklapp; daran merkt man als Leser:in, dass es ihm mehr um die Figuren und die Dynamik ihrer Beziehungen als um die eigentliche Handlung geht; die Handlung ist beendet, der Fall gelöst, das Leben für die Figuren geht weiter. Die Dialoge begeistern. Und natürlich spielt Osman auch sehr gerne mit Klischees übers Alter: So hat Joyce 'Netflix' geschenkt bekommen, freut sich über die enorme Filmauswahl, fragt sich aber, wo sie - wie bei einer Programmzeitschrift - die Anfangszeiten / Sendetermine der Filme finden kann... Gleichzeitig zeichnen sich die Senior:innen durch eine ungeheure Pfiffigkeit und ihren großen Zusammenhalt aus... weshalb sie gerade wegen ihres fortgeschrittenen Alters sämtlichen Verbrechern dieser Welt überlegen sind. Man darf sich auf den nächsten Fall für den Donnerstagsmordclub aus der Seniorenresidenz Coopers Chase freuen...