R.E.S – Retired, extremely spry II

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Nachdem Richard Osman mit „Der Donnerstagsmordclub“ eine originelle Rentnerhorde in Mordermittlungen rund um ihre südenglische Seniorenresidenz als Ermittlertruppe „etablierte“, schickt er das Seniorenquartett nun in die zweite Runde.

Dieses Mal sucht ein ehemaliger Kollege von Elizabeth ihre Hilfe und Zuflucht in Coopers Chase. Das ist auch gut so, denn er hat sich mit der New Yorker Mafia eingelassen – doch die hat ihre Rechnung ohne Elizabeth, Joyce, Ron und Ibrahim gemacht … Viel mehr sei zur Handlung gar nicht gesagt. Einmal mehr staunt man, wie perfekt das Zusammenspiel der Rentner und ihrer Fähigkeiten aus ihren ehemaligen Jobs ist, denn die macht das kongeniale Team aus: Elizabeth‘ Geheimdienstwissen, Joyces medizinisches Wissen, Ibrahims psychologische Kenntnisse und Rons handfeste, aber auch politisch-strategisch-soziologische Fähigkeiten (schwer zu fassen bei einem ehemaligen Gewerkschafter) ergänzen sich perfekt, um selbst Profimördern das Handwerk zu legen: von wegen altes Eisen … dieses Mal lässt der Autor mehr Menschen über den Jordan gehen als im ersten Fall, aber das liegt in der Natur der Sache, wenn es um Mafia geht. Man sollte meinen, dass Osman es da übertreibt, doch das federt er ab, indem er den Fall an sich komplexer gestaltet, sodass man erstmal den ausgelegten Spuren folgen oder misstrauen kann, weshalb man damit beschäftigt ist, mitzurätseln. Die Figuren sind einmal mehr sehr liebevoll gezeichnet: kauzig, schrullig, britisch eben, aber auch das macht Osman nicht zu platt, denn er lässt sie einfach wache, offene Geister sein und durchaus ernste Themen einfließen, nämlich das Altern bzw. Alleinsein im Alter, das Abgeschobensein ins Heim (wobei Coopers Chase ja einer der luxuriösen Vertreter des Altersheims ist). In diesem Punkt ist er stärker als die Erfinder der Truppe der R.E.D.-Filme, an die der Donnerstagsmordclub mich ein wenig erinnert – naja, wenn man die Monty Python-Truppe ins Altersheim schickte, vielleicht … Dennoch gibt es natürlich Voraussetzungen, die man mitbringen sollte, um der Geschichte mit Genuss zu folgen: Man mag Krimis (möglichst nicht die skandinavische Sorte), man mag trockenen bis schwarzen britischen Humor und man lässt sich auf die Rentnertruppe ein (möglichst scheut man auch die Beschäftigung mit dem eigenen Altern nicht).