Der Fall Guldensuppe

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kikki Avatar

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Diese von Collins erzählte wahre Begebenheit zum Anfang des letzten Jahrhunderts ist gelebte Geschichte. Man wird beim Lesen in eine Zeit hineinversetzt, Zitat:" Als noch Pferdekutschen das Stadtbild von New York prägten" Die Boulevardpresse und die kriminalistische Aufklärung steckten noch in den Kinderschuhen. Viele der Personen, die in der Geschichte vorkommen, sind Emigranten der ersten Generation und fast alle noch in Europa geboren.

Als in einem ansonsten eher ereignislosen Sommer des Jahres Teile der Leiche eines Mannes gefunden werden, nehmen dies die beiden Zeitungsmogule Joseph Pulitzer und William Randolph Hearst zum Anlaß, ihre Auflagen zu steigern. Was nun während der Ermittlungen folgt, mutet für heutige Verhältnisse an wie ein schlechter Scherz. Zunächst wird dieser Mord von der örtlichen Polizei nicht mal ernstgenommen, und dann werden die Ermittlungen von der Presse vorangetrieben. Hearst hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Mord medienwirksam aufzuklären und schickt seine Reporter als Ermittler los. Plötzlich sind sie überall, sie interviewen potentielle Hinterbliebene, die Leichenschauen geraten zu Pressekonferenzen und als später zwei Verdächtige gefunden sind, gehen Reporter im Gefängnis ein und aus um sie zu befragen.

Als dann von beiden Zeitungen auch noch Belohnungen für Hinweise zur Aufklärung ausgesetzt werden, gerät der Fall vollends zur öffendlichen Angelegenheit. Die ganze Stadt sucht nach dem Kopf des Opfers, der nicht gefunden wurde. Hearsts Motto hierbei war: Warum nur über Nachrichten berichten, wenn man sie machen konnte?

Später wird dann den beiden Verdächtigen Martin Thorn und Augusta Nack der Prozess gemacht, natürlich auch vor den Augen der versammelten Presse.

Die Anfänge der kriminalistischen Untersuchungen waren wirklich interessant zu lesen, so wie etwa der Versuch, aus charakteristischen Gesichtsmerkmalen auf kriminelle Veranlagung zu schließen. Dagegen wurde die Abnahme von Fingerabdrücken nur als exotische Idee verspottet. Sie machte erst zehn Jahre später Schule.

Die Geschichte liest sich sehr gut, denn die umfangreiche Recherche, die der Autor hierfür betrieben hat, spiegelt sich in jedem Kapitel wieder. Es ist weniger ein Krimi als mehr eine Art Zeitzeugenbericht, der wirklich interessant aufbereitet ist!