Einfühlsamer Roman über eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung
Dieser Mutter-Tochter-Roman von Melanie Levensohn ist eine einfühlsame Geschichte, die mich bereits bei der Leseprobe mitgerissen hat. Johanna arbeitet für die Vereinten Nationen, wo sie Hilfseinsätze in Krisengebieten koordiniert und plant. Sie liebt ihren Beruf und ist gezwungen, oft wochenlang in diversen Kriegsgebieten zu bleiben, was ihre Ehe und das Verhältnis zu ihrer Tochter zunehmens erschwert.
Nach einigen Jahren und kurz vor ihrer Rente, erbt sie das Haus ihrer geliebten Tante Toni in Sankt Goar am Rhein. Dort möchte sie sich zurückziehen und später zur Ruhe setzen. Mit dem Häuschen verbindet sie wunderschöne Erinnerungen an ihre Kindheit, ebenso wie ihr Tochter Elsa, die sich bei Großtante Toni immer geborgen und geliebt gefühlt hat. Als Elsa nach einem Burnout ebenfalls in Sankt Goar eintrifft, erweist sich der ungeplante gemeinsame Aufenthalt, der von Schuldzuweisungen und Streitereien geprägt ist, als schwierig. Nur langsam beginnen sich die beiden Frauen anzunähern und sich zu öffnen.
Abwechselnd wird aus der Sicht von Johanna und Elsa erzählt. Dabei gibt es viele Rückblicke in die Vergangenheit. Das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist seit Jahren zerrüttet. Der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit zeigt das langsame Auseinanderdriften der Familie sehr deutlich. Während Johanna Familie und Karriere unter einem Hut bringen möchte und daran verzweifelt, dass sie nicht überall hundert Prozent geben kann, fühlt sich ihre Tochter Elsa mit zunehmenden Alter ungeliebt. Ich konnte ihre Verzweiflung und Wut auf ihre Mutter verstehen. Als Kind bringt man kein Verständnis für die pausenlose Abwesenheit der Mutter über längere Zeiträume auf - egal, wie wichtig ihre Arbeit ist. Auch die Ehe von Johanna und Ralph leidet darunter, denn Johanna liebt ihren Beruf und ihre humanitären Einsätze in Kriegsgebieten, die unvorhersehbar lang sein können. Aber auch Elsa wurde als erwachsene Frau zu einem Workaholic und ähnelt ihrer Mutter sehr. Sie ist erfolgreiche Staatsanwältin beim Europäischen Gerichtshof in Den Haag. Umso weniger verwunderlich ist es, dass sie zwar ihre Mutter nie verstehen konnte, aber selbst in ihre Fußstapfen tritt. Keine der beiden Frauen möchte ihre Schwächen und ihre Verletzlichkeit preisgeben, egal wie sehr sie darunter leiden. Missverständnisse und Geheimnisse stehen zwischen den Beiden, bis es zu einem Vorfall kommt, der die beiden Frauen entzweit....
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Einfühlsam und bildhaft werden hier Gefühle transportiert, die mich als Leser mitgerissen haben. Die Charaktere sind authentisch und lebendig dargestellt. Die Figuren entwickeln sich weiter und haben Tiefe.
Die Sprachlosigkeit zwischen Elsa und Johanna und ihre Einsamkeit wird mit sehr viel Empathie erzählt. Man fühlt mit den Frauen mit und empfindet für beide Sympathie, denn Melanie Levensohn zeigt beide Seiten und beide Blickwinkel gekonnt auf. Gefallen hat mir auch Tante Tonis Stimme aus dem Off, die etwas Humor in die Handlung bringt und die Schwere aus der Geschichte genommen hat.
Sehr interessant fand ich die Einblicke in die Arbeit der UN Hilfsorganisation. Dabei fühlt man mit Johanna mit und hofft, dass ihr keine der oftmals sehr gefährlichen Situationen Schaden zufügen.
Ein Thema, welches ich bisher noch in keinem Roman als Handlungsstrang hatte und über das ich sehr gerne gelesen habe.
Das im Klappentext angedeutete schwerwiegende Geheimnis hat mich ebenfallls sehr berührt.
Fazit:
Eine einfühlsame Geschichte über eine Mutter, deren berufliches Leben immer im Vordergrund stand, zu Lasten der Beziehung zu ihrer Tochter. Die langsame Annäherung der beiden wirkt sehr authentisch und man empfindet Verständnis für beide Seiten. Ein sehr gelungener Roman, den ich sehr gerne weiterempfehle!
Nach einigen Jahren und kurz vor ihrer Rente, erbt sie das Haus ihrer geliebten Tante Toni in Sankt Goar am Rhein. Dort möchte sie sich zurückziehen und später zur Ruhe setzen. Mit dem Häuschen verbindet sie wunderschöne Erinnerungen an ihre Kindheit, ebenso wie ihr Tochter Elsa, die sich bei Großtante Toni immer geborgen und geliebt gefühlt hat. Als Elsa nach einem Burnout ebenfalls in Sankt Goar eintrifft, erweist sich der ungeplante gemeinsame Aufenthalt, der von Schuldzuweisungen und Streitereien geprägt ist, als schwierig. Nur langsam beginnen sich die beiden Frauen anzunähern und sich zu öffnen.
Abwechselnd wird aus der Sicht von Johanna und Elsa erzählt. Dabei gibt es viele Rückblicke in die Vergangenheit. Das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist seit Jahren zerrüttet. Der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit zeigt das langsame Auseinanderdriften der Familie sehr deutlich. Während Johanna Familie und Karriere unter einem Hut bringen möchte und daran verzweifelt, dass sie nicht überall hundert Prozent geben kann, fühlt sich ihre Tochter Elsa mit zunehmenden Alter ungeliebt. Ich konnte ihre Verzweiflung und Wut auf ihre Mutter verstehen. Als Kind bringt man kein Verständnis für die pausenlose Abwesenheit der Mutter über längere Zeiträume auf - egal, wie wichtig ihre Arbeit ist. Auch die Ehe von Johanna und Ralph leidet darunter, denn Johanna liebt ihren Beruf und ihre humanitären Einsätze in Kriegsgebieten, die unvorhersehbar lang sein können. Aber auch Elsa wurde als erwachsene Frau zu einem Workaholic und ähnelt ihrer Mutter sehr. Sie ist erfolgreiche Staatsanwältin beim Europäischen Gerichtshof in Den Haag. Umso weniger verwunderlich ist es, dass sie zwar ihre Mutter nie verstehen konnte, aber selbst in ihre Fußstapfen tritt. Keine der beiden Frauen möchte ihre Schwächen und ihre Verletzlichkeit preisgeben, egal wie sehr sie darunter leiden. Missverständnisse und Geheimnisse stehen zwischen den Beiden, bis es zu einem Vorfall kommt, der die beiden Frauen entzweit....
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Einfühlsam und bildhaft werden hier Gefühle transportiert, die mich als Leser mitgerissen haben. Die Charaktere sind authentisch und lebendig dargestellt. Die Figuren entwickeln sich weiter und haben Tiefe.
Die Sprachlosigkeit zwischen Elsa und Johanna und ihre Einsamkeit wird mit sehr viel Empathie erzählt. Man fühlt mit den Frauen mit und empfindet für beide Sympathie, denn Melanie Levensohn zeigt beide Seiten und beide Blickwinkel gekonnt auf. Gefallen hat mir auch Tante Tonis Stimme aus dem Off, die etwas Humor in die Handlung bringt und die Schwere aus der Geschichte genommen hat.
Sehr interessant fand ich die Einblicke in die Arbeit der UN Hilfsorganisation. Dabei fühlt man mit Johanna mit und hofft, dass ihr keine der oftmals sehr gefährlichen Situationen Schaden zufügen.
Ein Thema, welches ich bisher noch in keinem Roman als Handlungsstrang hatte und über das ich sehr gerne gelesen habe.
Das im Klappentext angedeutete schwerwiegende Geheimnis hat mich ebenfallls sehr berührt.
Fazit:
Eine einfühlsame Geschichte über eine Mutter, deren berufliches Leben immer im Vordergrund stand, zu Lasten der Beziehung zu ihrer Tochter. Die langsame Annäherung der beiden wirkt sehr authentisch und man empfindet Verständnis für beide Seiten. Ein sehr gelungener Roman, den ich sehr gerne weiterempfehle!