Ergreifendes Mutter-Tochter-Drama
Melanie Levensohn ist es mit ihrem neuen Roman " Der Morgen nach dem Regen" gelungen, ein dichtes Mutter-Tochter-Beziehungsdrama zu zeichnen, das die Leser:innen emotional in der ständigen Zerrissenheit zwischen einem herausfordernden Beruf und der Hingabe zur Familie abholt. Die Mutter Johanna ist nach vielen Berufsjahren als Krisenmanagerin bei der Uno angekommen im geerbten Häuschen der Tante am Rhein. Hier hat sie die glücklichsten Tage ihrer Kindheit verlebt und möchte nun dauerhaft Fuß fassen im idyllischen St.Goar, weit weg von New York, wo sie vorher gelebt hat. Auch ihre Tochter Elsa, mittlerweile Strafverteidigerin am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, sucht sich genau diesen Ort aus, um sich nach einem Zusammenbruch zu erholen. Doch Mutter und Tochter haben sich so weit voneinander entfernt, dass ein Zusammenleben kaum möglich erscheint. Zu tief sind die Risse in ihrer Beziehung, angefeuert durch die oft abwesende Mutter, die in den Krisengebieten der Welt arbeitete, und der sich stets vernachlässigt und verlassen gefühlten Tochter. Neben der Beziehungsgeschichte erfahren die Leser:innen ebenfalls interessante Details über das Berufsleben der Protagonistinnen. Die Autorin hat selbst lange als Sprecherin der WHO gearbeitet und entfaltet hier mit großer Kenntnis einen Einblick in die aufreibende Arbeit internationaler Hilfsorganisationen und des Strafgerichtshofes in Den Haag.