Sehr berührend

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
hoelzchen Avatar

Von

Johanna ist Anfang sechzig und hat viele Jahrzehnte in New York gelebt und für die UN gearbeitet. Nun hat sie das Haus ihrer verstorbenen Tante geerbt und ist nach Deutschland zurückgekehrt. Ihre Tochter Elsa ist aus beruflichen Gründen von New York in die Niederlande gezogen. Johanna und Elsa hatten vor einigen Jahren ein Zerwürfnis und haben sich entfremdet und pflegen kaum noch Kontakt zueinander. Nun hat Elsa gesundheitliche Probleme. Sie braucht eine Auszeit und will sich in Deutschland im Haus ihrer Mutter erholen. Das Zusammentreffen reißt alte Wunden auf und die Stimmung ist schlecht. Es braucht lange, um wieder zueinander zu finden und klärende Gespräche führen zu können.
Was für ein Roman! Auch in der Nachbetrachtung bin ich immer noch tief berührt und meine Gedanken sind bei diesem Buch. Melanie Levensohn ist wirklich eine Meisterin darin, die Gefühle ihrer Protagonistinnen ohne wenn und aber aufzuzeigen. Häufig schlägt man sich beim Lesen von Romanen als Lesende auf die Seite einer Person und Sympathien dominieren in eine Richtung, doch hier ist es anders. Die Autorin schafft es, dass ihre Leserschaft Verständnis und Mitleid für beide Protagonistinnen aufbringt. Die Erzählungen über Johannas Tätigkeiten bei der UN sind brillant und ich hatte das Gefühl, bei den Einsätzen dabei zu sein. Ich habe sehr viel über diese Arbeit erfahren und danke der Autorin, dass sie uns daran teilhaben lässt. Mit diesem erworbenen Wissen, ist meine Wertschätzung für die Angestellten der UN nochmals gestiegen. Es gibt viele Stellen in diesem Roman, die unter die Haut gehen, berühren und traurig machen. Doch es gibt auch Hoffnung: es ist nie zu spät, Situationen zu ändern, egal in welcher Lage man sich befindet und wie immer stellt man fest: Reden hilft.
Johanna und Elsa sind mir sehr ans Herz gewachsen und ich hätte sie gerne noch ein bisschen länger begleitet. Das wunderschön gemalte Buchcover mit den fröhlichen Farben stimmt positiv und ist gut gewählt. Der Schreibstil der Autorin gefällt mir so gut, dass ich mir nun ihren Debütroman zulegen werde. Für „Der Morgen nach dem Regen“, auch der Titel ist sehr passend, wie man am Ende des Buches feststellen wird, gibt es von mir 5 Sterne.