Düster und wenig spannend

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Das Titelbild ist schon recht düster und zeigt recht gut, wohin es in diesem Roman geht: in den Keller, mit wenig Licht und viel Schatten.
Tabor Süden ist ein ehemaliger Polizist, der im ganz eigenen Stil als Privatdetektiv vermisste Personen aufspürt. Doch diese Zeit ist für ihn zu Ende, er möchte fliehen und selbst zu einem Vermissten werden. Seine ehemalige Chefin macht ihm aber einen Strich durch die Rechnung, als sie ihn kurz vor seinem Verschwinden auf dem Münchner Hauptbahnhof abfängt: er soll ein letztes Mal bei der Suche nach einem ehemaligen Bestsellerautor helfen, der über 30 Jahre in einem Hotel gelebt hat und ohne Abschied gegangen ist. Ist er freiwillig weg oder gezwungen, was für einen Grund gibt es, seine Bekannten wortlos zu verlassen ? Süden gräbt tief in der Lebensgeschichte des Schriftstellers, den er als ein der wenigen noch gelesen hat. Letzlich zeigt sich ein Leben, das wohl genauso einsam ist wie sein eigenes. Der Autor will wohl einen letztes Anlauf nehmen, um das Steuer nochmal herumzureißen und wieder mit dem Schreiben zu beginnen. Oder doch nicht ?.... Die Geschichte endet relativ dunkel und depressiv, auch Süden weiß nicht recht, wohin ihn sein weiterer Weg führt... Die Spannung selbst blieb für mich bei dieser eher getragenen Erzählweise ziemlich auf der Strecke.
Der Roman ist gut geschrieben, wie alle Bücher, die ich bis jetzt von Friedrich Ani gelesen habe. Dies ist allerdings mein erster Tabor Süden Roman und ich hoffe, dass die vorherigen Bücher nicht auch so negativ depressiv waren. Letztlich ist es für mich eine Allerweltsgeschichte, der Niedergang eines Menschen, der aus seinem Leben eigentlich nichts gemacht hat, sehr antriebslos und abhängig ist und wohl wirklich aus dem Leben gefallen ist. Diese Lethargie ist schlimm, aber schon auch selbstverschuldet, denn die Menschen um ihn rum wollten ihm helfen. Sogar seine eigene Gesundheit vernachlässigt er sträflich und ich habe mich schon gefragt, wer diesem alternden Schriftsteller hätte helfen sollen und warum er sich so ins Abseits begeben hat. Das Hundeerlebnis aus seiner Kindheit allein kann es kaum gewesen sein, so etwas erleben viele Menschen. Dazu Tabor Süden, der zwar mit seinen eigenwilligen Ermittlungsmethoden recht charmant und auch ein Menschenkenner ist, aber dem man ebenso wenig aus seiner augenblicklichen Schwermut helfen kann. Das zieht einen trotz eingängiger Sätze und Gedanken richtig nieder und war mir vom Inhalt her einfach zu profan negativ.