Der nützliche Freund

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idw18 Avatar

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Ulrich Wickert und ein Krimi?
Ulrich Wickert kannte ich bisher nur als Journalisten. Es war völlig an mir vorübergegangen, daß er auch Krimis schreibt. Dieser hier ist der dritte um den Richter Jacques Ricou. Die Personen und das Geschehen, ein Verstrickung von Politik und Wirtschaft in Korruption, werden einleitend vorgestellt und schon ist man im Geschehen. Es mag anfangs etwas zäh sein, die ganzen detaillierten Beschreibungen zu lesen, aber so kann man sich ein gutes Bild machen. Ansonsten ist es gut und flüssig zu lesen. – Anfangs empfand ich noch so. Allerdings hören die Beschreibungen gar nicht mehr auf. Die eigentliche Geschichte geht darin unter. Jede neu hinzukommende Person wird erstmal bis zum Erbrechen vorgestellt, die halbe Lebensgeschichte wird erzählt, auch wenn die Person nur der Kellner ist, der gerade einen Wein - oh Verzeihung – es ist ja nicht nur ein Wein, es ist ein Vin - serviert. Das ist das nächste Detail, was mich ziemlich gestört hat. Alles und jeder muß mit französichen Ausdrücken bedacht werden. Man kann auch einfach schreiben, ein Viertelliter Wein oder Justizpalast oder oder oder. Diese französischen Bezeichnungen hemmen den Lesefluß und nerven nach ein paar Seiten nur noch.
Jetzt hat das Buch ‚nur‘ 320 Seiten, aber die Krimihandlung hätte gut auf die Hälfte gepaßt. Wenn sie denn da gewesen wäre. Irgendwie hatte ich das Gefühl, es ist ein heilloses Durcheinander, wo keiner so genau weiß, was eigentlich passiert. Und dann das Ende, so überhastet und unglaubwürdig, als wenn der Autor festgestellt hat, ich darf nur noch 10 Seiten schreiben, also muß ich alles ganz schnell zu Ende bringen.
Alles in allem, (k)ein Krimi, den man lesen muß. Es tut mir leid, aber Ulrich Wickert ist für mich ein besserer Journalist als ein Krimiautor.