Nicht wirklich fesselnd

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melange Avatar

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Dieses Buch mag wirklich gut recherchiert sein (sonst hätte Herr Wickert garantiert schon einige Prozesse am Hals), aber packend war es nicht.

Zum Inhalt: Der Pariser Untersuchungsrichter Ricou erhält dank einer Journalistin, mit der er mal mehr, mal weniger eng befreundet ist, von neuen Recherchen in bezug auf die Leuna-Affäre Kenntnis. Diese Journalistin wird bei einem Treffen mit ihrer Quelle betäubt, die Quelle getötet und Ricou schaltet sich in einen Fall ein, der immer noch hohe Wellen in Frankreich, Deutschland und der Schweiz schlägt.

Zur Optik: Furchtbar öde - okay, es ist ein Hotelfenster mit Ausblick auf einen Pariser Platz, aber wenn es schon eine Aussicht sein musste, warum dann nicht aus einem hohen Stockwerk - dann wäre wenigstens ein Brückenschlag zum Buchinhalt vorhanden gewesen. Die gelb-schwarze Abendstimmung des Umschlags finde ich nicht besonders gelungen.

Zum Buch: Kurze Kapitel in großer Schrift - eigentlich etwas, das dem Zwischendurch-mal-schnell-ein-Kapitel-lesen zugute kommt. Trotzdem musste ich mich eher dazu zwingen, wieder ein bisschen zu lesen. Erstens fand ich es nicht so einfach, die Namen der vielen Personen auseinanderzuhalten, zweitens interessiert mich die französische und Schweizer Küche nicht so dermaßen, als dass mich die Anekdoten darüber fesseln konnten. Was mir persönlich auch nicht gefiel, war, dass andauernd irgendwelche Protagonisten mit anderen sehr intim wurden - obwohl sie sich kaum kannten. Vielleicht bin ich spießig, aber der Lebenswandel innerhalb deutscher und französischer Juristerei und Presse erscheint mir doch sehr locker gezeichnet. Trotz aller Morde und trotz aller Liebelei blieben die Figuren seltsam konturlos - keine einzige entstand vor meinem inneren Auge.

Dennoch gab es auch Abschnitte, die mir sehr gut gefielen: Die Verquickung mit neuen und "echten" Nachrichten (z.B. die Frau, die ihre DNA bei Morden quer durch Europa hinterlässt) zeigt, dass Herr Wickert eine ganze Menge von seinen Nachrichten im Hinterkopf behalten hat und gekonnt in sein Buch einfließen lässt. Auch die Auflösung zur Leuna-Affäre, die Holm bietet, kommt absolut glaubhaft herüber. Das Ende des Buches lässt den Schluss zu, das der Beginn einer neuen, wunderbaren deutsch-französichen Freundschaft gegeben ist, der ohne Weiteres zu neuen Büchern führen könnte. Diese werden aber wahrscheinlich auf meine Mit-Leserschaft verzichten müssen, zu hausbacken und langweilig war dieser Krimi insgesamt.