Zu trocken, zu langweilig

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adhara Avatar

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So richtig in Fahrt kommt "Der nützliche Freund" in keinem Part des Buches. Die Geschichte dümpelt vor sich hin und verliert immer wieder an Tempo, wenn die Informationen über Hintergründe und Verwicklungen fliessen. Ein athmosphärisch guter Einstieg verspricht zuviel - schon nach wenigen Seiten offenbaren sich die trockene Sprache und der etwas langweilige Erzählmodus.

Ist es, weil Ulrich Wickert Journalist ist oder ist es, weil er mit seinem grossen Hintergrundwissen glänzen möchte: Der Autor überfordert die Leserinnen und Leser mit einer Informationsflut, die nicht immer zur Klärung der Situation beiträgt, die aber durchgehend zu üppig ist, um in einem Roman als Würze und langsames Hinführen auf die wahre Tiefe des Buches zu wirken. Oft kommt der Eindruck auf, dass hier eine Recherche zu umfangreich ausgefallen ist, um als Artikel in einem Journal Platz zu finden. Und so wurde die Recherche mit Protagonisten angefüllt und als Buch umgesetzt. Dabei bleibt nicht nur Margaux ein farbloses Geschöpf, auch Richter Marc Leroc und Untersuchungsrichter Jacques Ricou scheinen alles andere als vielschichtige Zeitgenossen. Oft kam der Eindruck auf, als würde der Autor seinen Figuren nicht richtig trauen und distanziere sich etwas von ihnen.

Ulrich Wickerts "Der nützliche Freund" ist ein Buch für Leute, die sich im Genre "Wirtschaftskriminalität" wohl fühlen und eine Fakten-Flut schätzen. "Normale" Krimifans werden sich bei diesem Buch kaum wohl fühlen oder auch unterhalten fühlen. Der Aufbau des Buches ist so gestaltet, dass nicht nur bei einer Passage der Wunsch wach wird, das Buch wegzulegen und es nicht zu Ende zu lesen. Also kann "Der nützliche Freund" tatsächlich nur eingefleischten Wirtschafts-Fans empfohlen werden.