Zuviel Sachbuch, zu wenig Krimi...

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eskalina Avatar

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Ein Kriminalroman geschrieben von einem Journalisten, dessen Hauptinteressen scheinbar nur der Wirtschaft und der Politik gelten, das könnte man zusammengefasst über das Buch von Ulrich Wickert sagen. Er schafft es nicht, seinen Protagonisten Leben einzuhauchen und so bleibt die Geschichte von Jacques Ricou dem Richter aus Paris, der einen Mord aufklären soll und dabei in einem Sumpf aus Korruption und Intrigen gerät, bis zum Ende hin seltsam hölzern und steif.

Selten hat ein Krimi mich so gelangweilt hinterlassen. Wickert gelingt es die ganze Zeit über leider nicht, die Spannung, die er kurzzeitig aufbauen kann, zu halten, sondern er zerstört diese Momente immer wieder durch seine große Bemühtheit aber auch wirklich alles zu schildern, was mit der Story zu tun haben könnte. Diese Detailverliebtheit schnürt der Geschichte meiner Meinung nach die Luft ab. Wir erfahren zwar alle möglichen politischen Hintergründe und Verstrickungen, erleben Kneipengespräche, vorgelesene Zeitungsausschnitte und werden mit französischen Begriffen bombardiert, doch ohne Erfolg, das, was einen guten Krimi ausmacht, nämlich dass der Leser ihn nicht mehr aus der Hand legen mag, bis die letzte Seite gelesen worden ist, stellt sich leider nicht ein.

Zu sehr ähnelt das Buch einem gut recherchierten Sachbuch über eine politische Korruptionsaffäre und zu sehr geht auch die Wortwahl in diese Richtung – immer ein wenig, als wären die eben gelesenen Sätze nur zu dem Zweck geschrieben, sie gleich in den Nachrichten zu verlesen…

Genau da sehe ich auch die Stärke von Herrn Wickert, die er dazu nutzen sollte, gut recherchierte Sachbücher zu schreiben, denn für einen Kriminalroman fehlt ihm einfach das richtige Händchen.

Ich werde sicherlich keinen Krimi mehr in die Hände nehmen, auf dem der Name dieses Autors steht.