Ein Experiment...

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mike nelson Avatar

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Die verstorbenen Eltern der Familie Gabel, deren Kinder in der Welt verteilt sind und sich für unterschiedliche Lebenswege entschieden haben, sich selbst aus der Jenseitsperspektive retospektiv betrachtend und dem 'Lauf der Welt' - ihren Kindern - zuschauend... das ist das interessante Erzählgerüst des Romans 'Der Panzer des Hummers' der dänischen Autorin Caroline Albertine Minor. Eine nicht nur in allen Himmelsrichtungen sondern bis in 'den Himmel hinein' verstreute Familie, und doch symbolisch miteinander verbunden: Sidsel, die restauriert; Ea, die über eine Seherin Kontakt mit ihrer verstorbenen Mutter aufnehmen will; Niels, der nicht sich selbst aber anderen aus der Familie zu helfen weiß. Vergangenes mit Konsequenzen für das Gegenwärtige; ein lose geknüpftes Familienbild mit vielen Nebenfiguren; ein Beziehungsnetz, geschildert für fünf Tage im April. Es passiert nicht wirklich viel; es gelingt der Autorin aber, gerade weil es eigentlich um nichts Besondres sondern nur um das Leben an sich geht, eine ganz besondere Atmosphäre zu kreieren, in der einige existenzielle Lebensthemen ihren Platz finden: Der Tod, das junge Leben, Elternschaft, Sehnsucht und Beziehungswunsch, der Alkohol, Strebsamkeit, Karrierewille und Scheitern, das Jenseits. Das Leben an sich als ein Geflecht aus Ereignissen und Beziehungen. In der Geschichte wachsen alle Figuren auf ihre eigene, zuweilen kaum wahrnehmbare Weise - es ist der Wachstumsschmerz des Hummers, den das Leben von den Figuren einfordert, bis ins Jenseits hinein. Ein Roman wie ein Experiment. Lesenswert.