Risse im Brückenfundament

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"Nach dem Tod der Eltern haben sich die drei Geschwister der Familie Gabel auseinandergelebt. Während die alleinerziehende Sidsel als Kuratorin in einem Kopenhagener Museum arbeitet, schlägt sich Niels als Plakatierer durch. Ea, die älteste Schwester, lebt seit Jahren in San Francisco und versucht, mit einer Seherin Kontakt zur verstorbenen Mutter aufzunehmen; ihre Enttäuschung ist groß, als sich anstelle der Mutter der ungeliebte Vater aus dem Jenseits zu Wort meldet. Doch dann müssen die Geschwister erneut Stellung zueinander und ihrer Vergangenheit beziehen." (Klappentext)

Der Roman 'Der Panzer des Hummers' von Caroline Albertine Minor blickt ungeborgen aus dem Fenster eines alternden Gemäuers. Sich windend denkt er an die stabile Brücke zurück, die die Geschwister miteinander verband.
Geschwister sucht man sich nicht aus wie Freunde - manchmal passt alles und eine Brücke hält mit eleganter Leichtigkeit ein Leben lang von selbst, doch manchmal sind allein die Eltern das Brückenfundament, über das diese Geschwister für eine innerliche Berührung gehen müssen. Die unterschiedlichsten Ereignisse in Familien können diesem Fundament stabilitätsverändernde Risse bescheren.

Caroline Albertine Minor beweist ein feingliedrig elegantes Einfühlungsvermögen in ihre Charaktere. Klar im Detail entwirft sie mutig Figuren, die skurril scheinen, aber im Grunde an jeder Brücke stehen könnten.

Ein Rennen darum, wie die Fundamentrisse einer Brücke zu reparieren sind, können Geschwister nur verlieren, sind sie doch von ihnen nicht verursacht. Nur das Ablegen der Panzer kann dabei helfen, alte Brücken zu vergessen, um kreativ neue Wege zueinander zu finden.

Ob dies Sidsel, Niels und Ea gelingen, verrate ich nicht?
Lest es selber, viel Vergnügen 📚🤗!