So nah und doch so fern

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Caroline Albertine Minor hat mit "Der Panzer des Hummers" einen nachdenklichen Roman über eine dänische Familie geschrieben. Auch wenn mir der Titel des Buches überhaupt nicht zusagt, das Cover doch sehr gewöhnlich ist, ist der Roman in meinen Augen sehr gelungen. Es geht um die drei Geschwister Ea, Sidsel und Niels, die sich nach dem Tod ihrer Mutter Charlotte sehr auseinandergelebt haben. Sidsel und Niels leben beide noch im Großraum Kopenhagen und haben auch Kontakt miteinander, sodass auch Sidsel Niels als Baybsitter einspannt, als sie beruflich als Kuratorin für ein verlängertes Wochenende nach London muss, wo sie auch den Vater ihrer Tochter trifft, der von dieser nichts weiß. Einen engen emotionalen Kontakt haben die beiden aber auch nicht. Niels schlägt sich als Plakatierer durch, ist vorübergehend bei einem depressiven Freund untergekrochen, der die altersgerechte Wohnung seiner Großeltern hütet. Ea, die älteste Tochter hat früh mit der Familie gebrochen ist nach Jahren in Italien noch weiter aus dem Dunstkreis entflohen und lebt mit ihrem Lebensgefährten und dessen Tochter aus erster Ehe ein weitgehend von den Geschwistern getrenntes Leben. Sie ist es aber, die mit dem Tod der Mutter am wenigsten zurechtkommt und daher die Hilfe einer Hellseherin in Anspruch nimmt. Beatrice Wallen, genannt Bee, hat mir als Figur in dem Roman neben dem sehr gefühlsbetonten Niels am besten gefallen. Erzählt wird aus den verschiedenen Perspektiven der genannten Personen. Zwischendurch meldet sich dann auch noch Charlotte aus dem Jenseits, was zunächst skurrill klingt, aber auch amüsant ist. Der Roman zeigt einfach eine Familie aus verschiedenen Perspektiven und in Abhängigkeit der jeweiligen Charaktere, was mir persönlich sehr gut gefallen hat.