verwirrender Klappentext; bleibt hinter den Erwartungen

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Rezension zu „Der Panzer des Hummers“ von Caroline Albertine
Caroline Albertine schreibt in einem guten Stil. Er lässt sich gut und flüssig lesen. Der Beginn des Romans ist dennoch etwas wirr. Dies liegt daran, dass im ersten Abschnitt Charlotte spricht, die bereits verstorben ist und es dauert etwas, bis man das versteht. Sie taucht immer wieder auf. Diese Abschnitte sind mal hilfreich für die Geschichte (wenn sie mit ihrem Mann über die Familie spricht oder über die Familie nachdenkt) und mal schräg (wenn sie beschreibt, wo sie sich befindet und ihre Gedanken wirr sind).
Die Figuren sind mal mehr mal weniger ansprechend. Charlotte ist die Mutter der Familie. Die Geschichte wechselt in ihren Abschnitten zwischen ihren drei Kindern hin und her. Diese Perspektivwechsel sind gut gelungen und lassen den Roman vollständiger wirken. Ea ist die Älteste, lebt in den USA und wirkt am „normalsten“. Ihre Geschichte habe ich gerne verfolgt, da sie meistens nachvollziehbar war. Die zweitälteste Tochter ist Sidsel. Sie arbeitet in einem Museum. Die Abschnitte, in denen sie sich mit ihrem Job beschäftigt, sind spannend und machen Spaß. Auch ihre Tochter ist gut gestaltet. Allerdings hat sie immer wieder Abschnitte, die ich gar nicht mochte. Die Autorin nutzt in diesen Abschnitten eine derbe Sprache, die ich eher abstoßend fand. Der Jüngste im Bunde ist Niels, über den man lange am wenigsten weiß. Lange war er mir sympathisch, aber dann stellten sich auch bei ihm so einige Dinge heraus, bei denen ich mich gefragt habe: WARUM?.
Lange habe ich die Geschichte mit angenehmer Spannung verfolgt, weil ich wissen wollte, wie und wann sich die Familie annähert, wie es der Klappentext versprach. Allerdings trifft dies bis zum Schluss nicht zu und dass ist wohl die größte Schwäche des Romans. Der Klappentext versprach eine Familiengeschichte mit der Frage, ob sie wieder zueinander finden können. Diese Frage erübrigt sich aber, da die Geschwister kaum Kontakt haben und auch wenig bis gar nicht übereinander nachdenken. Jeder ist mit seinem Kram beschäftigt. Daher habe ich den Familienkonflikt sehr vermisst. Zusammen mit den teilweise schrägen Verhaltensweisen der Figuren lässt sich sagen: Caroline Albertine hat einen schönen Erzählstil, aber die Geschichte an sich ist weniger zu empfehlen, auch wenn sich einige Abschnitte ganz gut lesen lassen. Mich ließ der Roman verwirrt und auch etwas ratlos zurück.