Zäher Panzer

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emmmbeee Avatar

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Nachdem die Eltern Charlotte und Troels Gabel gestorben sind, hat es ihre drei Kinder Niels, Sidsel und Ea in verschiedene Teile der Welt verschlagen. Jeder geht seinen eigenen Weg, mehr oder minder erfolgreich, sie sind einander nur in lockerem Kontakt verbunden. Doch können sie sich nicht mehr länger aus dem Weg gehen, da sie mit ihrer Vergangenheit konfrontiert werden. Die Schwierigkeiten beginnen…
Es ist ein typisches Diogenes-Buch, mit einem ansprechenden, aber vielseitig deutbaren Coverbild auf weissem Grund. Wenn ich ein neues Werk dieses Verlags sehe, tritt ein gewisser Will-haben-Effekt bei mir ein, und ich freue mich aufs Lesen. Bei „Der Panzer des Hummers“ wurde ich aber rasch enttäuscht.
Zu Beginn versucht die verstorbene Mutter, aus dem Jenseits mit ihren Kindern zu kommunizieren. Dies verdeutlichen die kursiv gesetzten Kapitel. Dann wird aus der jeweiligen Sicht ihrer Kinder und anderer Personen aus deren Leben erzählt. Besonders sympathisch war mir keiner von ihnen.
Es gibt einige kluge Passagen, sogar philosophische Stellen. Dank des unbedingt notwendigen Personenregisters gewann ich zwar bald eine Übersicht, doch – nun ja, das Geschehen langweilte mich über weite Strecken. Und nachdem ich knapp drei Viertel des Romans mühsam hinter mich gebracht hatte, mochte ich nicht mehr weiterlesen.
Den Schreibstil finde ich eher farblos, der Spannungsbogen erinnert mich an eine Slackline, auf der die drei Lebenskünstler wacklig balancieren. Lange Absätze erschweren die Konzentration, das Hin und Her der Personen wirkt anfangs auch verwirrend. Wenn man ständig zum Personenregister zurückblättern muss, kann einem das schon abturnen.
Immerhin ist es der erste Roman von Caroline Albertine Minor, sie wird bestimmt an weiteren Werken wachsen. Ich empfehle dieses Buch Menschen mit einem ähnlichen Lesegeschmack wie ich und Einschlafschwierigkeiten. Tut mir leid.