Bildgewaltig mit großem Sog – ein Pageturner!

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Sofort ist man mitten drin in der Erzählung, die 448 Seiten und eine ganze Familiengeschichte erzählt, aus Sicht und den Erinnerungen von Ellen, der heute 50 jährigen Protagonistin.

Elle Bishop verbringt all ihre Sommer an der amerikanischen Ostküste an einem See in ihrem „Papierpalast“, einem Sommerhaus. Detailliert werden Landschaft, Zeiten und Erinnerungen beschrieben, Erlebnisse ihrer Eltern und Großeltern mit deren Zeitkolorit nach und nach eingefügt.

Aufgebaut ist ein Erzählstrang in der Jetztzeit, ein Urlaub im „Papierpalast“, komplementiert durch Rückblenden, die anfänglich in die 1960 Jahre in New York zurückgehen und dann Orte und Zeiten wechseln und dann nach über 400 Seiten an die Jetztzeit anschließen. Damit ist alles gesagt und Ellens wichtige Weggabel in ihrem 50jährigen Leben voller Entscheidungen erklärt. Doch waren es damals die richtigen?
Dem Leser wird eine großartige Reise in eine in höchstem Maße lebendige Welt geschenkt, die er selber in ihrer Intensität kaum erlebt haben mag. So bietet der Roman ein reichhaltiges Erleben und für Ellen die Frage, wie es weitergeht, ob es noch einen zweiten, gänzlich anderen Lebensabschnitt geben könnte, der noch nicht erlaubt ist, doch immer da war – ihre große Liebe.
Was den Roman ausmacht, ist die bildgewaltige Erzählung, die durchgängig spannend bleibt. Trotz düsterster Erfahrung manövriert sich Ellen durch den Strom des Lebens, - eine Romanheldin, deren letzte große Entscheidung man ihr gönnt und hierfür bis zum Schluss mitfiebert.
Miranda Cowley Heller ist nicht nur eine Entwicklerin von Serien bei HBO, dies ist ein großer Wurf, so sprachgewaltig und für sich stehend. Eine großartige Erzählerin, die die Tiefen und Untiefen einer Lebens- und Familiengeschichte bravourös erzählt.