Bleiben oder gehen?

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minijane Avatar

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Der Papierpalast“ ist der mitreißende Debütroman der amerikanischen Autorin Miranda Cowley Heller, die so scheint es, einige Gemeinsamkeiten mit ihrer Protagonistin Elle hat.


Diese reflektiert an einem Tag ihr bisheriges Leben, die vielen Sommer, die sie im Ferienhaus der Familie in Cape Cod verbracht hat. Über die Autorin liest man, dass auch sie viele Sommer in dem beliebten Sommerurlaubsziel in Massachusetts verbracht hat. Vielleicht sind ihr ihre Naturbeschreibungen deshalb so plastisch nachfühlbar und einfach toll gelungen. Elle ist um die 50 Jahre alt, eine weitere Gemeinsamkeit mit der Autorin, die mit 50 begonnen hat diesen Roman zu schreiben. Sie ist verheiratet, hat 3 Kinder und führt eigentlich ein glückliches Leben an der Seite ihres Mannes Peter. Wenn da nicht noch Jonas wäre, ihre Liebe aus Kindertagen und zugleich ihr Seelenverwandter, mit dem sie ein schreckliches Geheimnis teilt. Am Ende des Tages muss sie sich wohl entscheiden.


Man merkt, dass die Autorin aus dem Filmbereich kommt. Immer wieder werden Szenen herangezoomt und bis auf kleinste Details beleuchtet, bevor wir wieder einen Blick auf das große Ganze werfen. Die Zeitsprünge waren zuweilen verwirrend, aber mit Fortgang der Geschichte gewöhnte man sich daran. Ich wurde auch zunehmend in die Geschichte hineingezogen und konnte das Buch oft nur schwer aus der Hand legen. Es geht um erschütternde Themen wie dysfunktionale Familien, Inzest und Vergewaltigung , so dass es verwundert, dass eine Triggerwarnung komplett fehlt. Der Klappentext lässt auch eher eine leichtere Geschichte erwarten. Es ist eine Dreiecksgeschichte, in der es um mehr geht als um die Wahl des richtigen Mannes. Es geht vielmehr um traumatische Erfahrungen und ihre Auswirkungen im Erwachsenenleben, um Schuld und Vergebung.


Das Ende lässt zwar Interpretationsspielräume zu, hat mir aber trotzdem nicht so gut gefallen. Insgesamt fand ich den Roman aber wirklich gut, auch wenn er sich ganz anders entwickelt hat, als ich anfänglich erwartet hatte.