Eine besondere (nicht schnulzige) Liebesgeschichte

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Elle hängt zwischen zwei Männern, aber ganz so einfach ist es dann doch nicht. Mit Peter ist sie schon lange verheiratet, sie haben drei gemeinsame Kinder, ihr Beziehung ist stabil und dann ist da noch Jonas, den sie schon seit Kindertagen kennt und mit dem sie eine ganz besondere Freundschaft, eigentlich Liebe verbindet. Eines Tages gibt Elle der Leidenschaft, die sie Jonas gegenüber empfindet, und zwar schon seit Jahrzehnten, nach und sitzt fest. Was soll sie tun? Bei Peter bleiben oder mit Jonas gehen?
Dieses Dilemma ist eingebettet in Elles Leben. Aber nicht nur ihres wird erzählt, sondern auch das ihrer Mutter und ihrer Schwester. Es wird von den Sommern im Papierpalast erzählt, wie sie Jonas und auch Peter kennengelernt, was ihre Mutter durchgestanden hat und wie anders ihre Schwester ist. Es wird erzählt, was Jonas und ihr im Weg stand und wie sehr sie damit haderte, um dann den Weg einzuschlagen, den sie mit Peter ging und zum Schluß wie der Knoten sich löst.
Miranda Cowley Heller wechselt in „Der Papierpalast“ immer wieder zwischen Elles Gegenwart und ihrer Vergangenheit, die chronologisch geschildert wird. Sie nimmt uns mit und zeigt, was Elle erlebt hat. Sie beschreibt kaum, alles ist szenisch dargestellt und daher umheimlich eingängig. Ein Paradebeispiel für: show, don’t tell. Die Formulierungen sind treffend, präzise, einnehmend. Der Roman hat eine ungeheure Sogwirkung und einmal drin, kam ich nur schwer wieder raus. Ich bin wirklich begeistert. Es ist kein schnöder Liebesroman, schon gar keine Schnulze, auch wenn es um Liebe geht, um Beziehungen und ihre Facetten. Es befördert Emotionen ans Licht, die vielfältig sind, man fiebert mit, überlegt, ist wütend, traurig, glücklich. Man rauscht nur so hindurch und dann möchte man es gleich nochmal lesen. Und dann das Ende. Das Ende ist einfach perfekt. Ich liebe dieses Ende, was vielleicht manche*r nicht verstehen wird. Aber es hallt nach.
Es ist jetzt schon eines meiner Jahreshighlights!