Eine vielschichtige, tolle Familiengeschichte

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buchtaucherin Avatar

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Dies ist eines dieser Bücher nach dem ich nicht weiß, was ich als nächstes lesen soll, weil ich eigentlich noch ein Stück von dieser Geschichte begleitet werden möchte.

Der Papierpalast hat mich echt erwischt. Ich mag den Schreibstil von Miranda Cowley Heller sehr, ich liebe die Geschichte, ich schaue so gerne auf dieses hübsche Cover und das Ende ließ mich im bestmöglichen Sinne einsam zurück. Dabei war ich anfangs unsicher, ob ich es schaffen würde eine Beziehung zu den Protagonist:innen herzustellen, die doch recht weit weg sind von meiner Lebenswirklichkeit.

Elle ist 50, hat drei Kinder, einen Ehemann, den sie sehr liebt und doch schläft sie eines Abends mit ihrem besten Freund Jonas. Der Roman erzählt im ersten Handlungsstrang von diesem Tag und lässt uns an Elles Gedanken teilhaben. Die Handlung wird verschränkt mit Elles Lebensgeschichte. Wie ist sie aufgewachsen, was verbindet sie mit Jonas und welche Rolle spielt ihr Ehemann Peter in ihrem Leben? Es ist eine lebendige Geschichte über Liebe, über Fehler, über Familie, über Geheimnisse, über Mut und auch über Schuld und darüber zu sich zu stehen. Die Zeitebenen wechseln häufig, so dass die Geschichte auch ein echter Pageturner ist, denn man will bei beiden Erzählebenen immer wissen, wie es weitergeht. Auch wenn wir diese Familiengeschichte anhand von Elles Lebensweg verfolgen, erfahren wir unheimlich viel über die Leben verschiedener Frauen: Da ist Elles Mutter, die eine Reihe unglücklicher Beziehungen führt und ihre Töchter immer wieder aus den Augen verliert. Da ist Jonas Frau, die erkennt, was zwischen Elle und Jonas vorgeht. Da ist Anna, Elles Schwester, die erst spät eine Freundschaft zu ihrer Schwester entwickelt und schließlich jung an Krebs erkrankt als sie eigentlich eine Familie gründen möchte. Da ist Rosemary, die Stiefschwester, die zum Opfer von sexuellem Missbrauch wird - ebenso wie Elle. "Der Roman erzählt, was es heute bedeutet, eine Frau zu sein." So steht es im Klappentext. Ich finde übrigens, dass der Rest des Klappentextes dem Roman nicht ganz gerecht wird. Denn der bringt die Vielschichtigkeit der Themen des Romans nicht zu Genüge rüber.

✨Nicht gefunden, sondern verloren. Ich verharre, ich stehe am Rande der Erinnerung und möchte nichts mehr, als mich in sie fallen zu lassen, aber ich weiß, dass ich es nicht kann. Jonas ist animalisch, Peter ist mineralisch. Und ich brauche einen Felsen.✨