Blick unter die Oberfläche

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emmmbeee Avatar

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Elisabeth und Stefan waren für kurze Zeit ein Paar und treffen sich auf der Reise nach Afrika wieder. Sie kommen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten und wollen mit jeweils ganz anderen Absichten ihren Aufenthalt gestalten. Stefan möchte nur einen Badeurlaub geniessen, Elisabeth jedoch mehr über die Menschen erfahren. In der Folge wird sie mit weniger schönen Seiten des Landes konfrontiert, welche grösstenteils auf das Konto von Weissen gehen.
So entstehen zwei völlig verschiedene, sehr gegensätzliche Bilder von Afrika, aber auch von den Menschentypen, welche dorthin reisen. Beim Lesen habe ich mich teils fremdgeschämt für die Gedankenlosigkeit und Menschenverachtung in der Begegnung mit der einheimischen Bevölkerung und ihrem Land. So bricht Elisabeth bei ihrer Ankunft auch erschüttert in Tränen aus, obwohl sie vom ganzen Elend noch gar nicht viel gesehen hat. Während sie später die Kraft findet, sich in diese neue Welt hineinführen zu lassen, schaukelt Stefan in seiner genusssüchtigen Art weiterhin nur an der Oberfläche und hat bei der Abreise nichts dazu gelernt.
«Der Sandmaler ist das Remake eines früheren Erfolgs von 1974. Es ist Mankells erster Afrikaroman, der den Beginn setzt zu einigen weiteren Werken über den Kontinent. Der Blick des Autors ist hinter die Kulissen einer Welt gerichtet, die sich dem Tourismus nur von der bequemen Seite zeigt, und er ist kritisch, schonungslos und liebevoll zugleich.
Obwohl dieser Roman nur wenige Seiten schmal, Mankell noch nicht zu voller Schriftstellergrösse gewachsen ist und erst wenige Afrika-Themen angeschnitten worden sind, hat «Der Sandmaler» damals wahrscheinlich mitgeholfen, Mankells Bekanntheit und Beliebtheit als Autor zu gründen. Selbst habe ich seine Werke erst vor 15 Jahren kennen gelernt, freue mich aber gerade bei den Afrika-Romanen über die plastischen, ehrlichen Schilderungen der afrikanischen Gebiete, über die einfühlsame Beschreibung der Menschentypen und ihrer Überlebensstrategien, über die warmherzige, süffige Sprache. Mankell informiert über die örtlichen Gegebenheiten ebenso wie über Politik, Bräuche, Korruption und Machtansprüche. Schön, dass es solche Remakes gibt!
Seltsam nur, dass im biografischen Text nichts über Mankells Tod im Jahr 2015 steht. Man muss doch annehmen, dass es junge Leser gibt, die bisher noch nichts von ihm wissen. Hier wäre etwas mehr Vollständigkeit wünschenswert.