Mankells Afrika

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tsubame Avatar

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Meine Mutter hat mich gefragt, was der Titel "Der Sandmaler" bedeutet und ich konnte es ihr nicht sagen. Jetzt, wo ich mit der Lektüre durch bin, weiß ich, was bzw. wer damit gemeint ist und die Stelle markiert auch gleichzeitig das, was mir an dem Buch am besten gefallen hat: die Lehre, dass man nicht alles mitnehmen kann, so wie es Touristen gerne machen ...

Ansonsten trägt das Buch meiner Meinung nach die Züge eines jungen Autors, der bereits mit 23 Jahren für seine Sache entbrannt ist und die Annäherung an Afrika anhand seiner Protagonisten Stefan und Elisabeth darstellt.
Der eine, Stefan - es könnte auch ein typischer Ballermann-Tourist sein - reist nach Afrika, um seinen Horizont mit viel Alkohol und Sex mit einer Farbigen zu erweitern, bevor er in das Unternehmen seines Vaters eintritt, die andere, Elisabeth, aus einfachen Verhältnissen stammend und mit einer kranken Schwester daheim, entscheidet sich für Afrika, um die Zeit der Arbeitslosigkeit zu überbrücken und weil ihr eine Reise nach Afrika spannender vorkommt als etwa nach Spanien.
Stefan und Elisabeth hatten einst eine kurze Liebesbeziehung, die aber für beide Seiten eher unbefriedigend war und treffen sich nun im Flieger wieder.
Beide sind unterschiedlich untergebracht, haben unterschiedliche Ansichten und nähern sich dem ihnen unbekannten Land auf unterschiedliche Weise. Dabei gehört die Sympathie des Lesers eindeutig Elisabeth, die sich Land und Leuten öffnet, auch wenn ihr Manches Angst macht.
Und dann ist da noch Sven, der 'Aufgeklärte', der Elisabeth über Kolonialismus und Ausbeutung belehrt.

Die Geschichte ist schlicht und lässt sich schnell weg lesen. Leider war mir manches zu "schwarz-weiß" dargestellt. So etwa die Botschaft: "Der Kapitalismus ist schlecht, der Sozialismus die Rettung."
Dann die Stelle mit dem Geier: "Das rechtfertigte nicht die Tierquälerei, machte sie aber begreiflich. So musst du es sehen, dachte sie. Das ist der Hintergrund."
So etwas verstehe ich dann wieder nicht. Genauso gut könnte man dann auch Stefans Handlungen "begreifen", der aus keinem liebevollen Elternhaus kommt und das mit viel Alkohol und oberflächlichem Sex kompensiert...
Auch das Paar aus Göteborg kommt schlecht weg: Sensations-Touristen, die das Hobby haben, Leprakranke zu fotografieren ... hier hätte ich ja wirklich sehr gerne gewusst, ob diese ein reales Vorbild haben oder ob sie Mankells Fantasie entspringen. Denn von so  einem ungeheuerlichen Verhalten habe ich vorher noch nie gehört!

Vielleicht ist es ja auch einfach ein Unterschied, ob man als junger Mann allein auf Reisen geht oder als Frau, denn als ich mit 18 zu meiner ersten weiten Reise nach Süd-Ost-Asien aufgebrochen bin, habe ich nicht nur gute Erfahrungen gemacht ... vor allem im muslimisch geprägten Teil Malaysias. Ein etwas differenzierteres Bild hätte mir daher eher zugesagt, aber das Buch ist ein Jugendwerk Mankells und als das muss man es wohl lesen ...