Bretonische Frauenschicksale

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seidarap Avatar

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Wir lernen gleich zu Beginn Hélène kennen, die zusammen mit ihrem Freund in einem kleinen bretonischen Dorf lebt und dort zur Schule geht. Bald kommt Marguerite dazu, eine Pariser Lehrerin, nicht weniger aus beruflichen Gründen mit ihrem Mann Raymond in die Bretagne gezogen ist. Vielmehr sucht sie insgeheim nach ihrer Mutter, deren Wurzeln sie in eben diesem Dorf in der Bretagne vermutet. Während der Freund von Hélène im Widerstand ist und ihm die bretonischen Traditionen sehr wichtig sind, interessiert sich Hélène mehr und mehr für das Leben in Paris. Sie wird zur Musterschülerin der neuen Lehrerin und entwickelt Gefühle für Raymond, dem berühmten Schriftsteller, der aktuell an einer Schreibblockade leidet.
Die dritte Frau der Handlung ist die Witwe Odette, die in den 1940er Jahren als Hausmädchen nach Paris geschickt und dort vergewaltigt wurde. Nachdem sie ihr Kind abgeben musste, kehrte sie Jahre später zurück in ihre Heimat und unterhält zusammen mit ihrem Ehemann einen Dorfladen.
Im 240 Seiten starken Roman von Claire Léost sind die teils tragischen Lebenswege eng miteinander verwoben. Während der Roman meiner Meinung nach zu Beginn eher schon sachlich daherkommt, erfährt er in der zweiten Hälfte eine bemerkenswerte Spannung bis hin zu seinem tragischen Ende.
Mir hat das Buch gut gefallen und das nicht nur, weil ich bekennender Fan des felsig-schroffen Teils Frankreichs bin. Ich finde es spannend, wie unterschiedlich sich das Leben von Menschen aufgrund äußerer Umstände entwickelt und kann den Roman in jedem Fall empfehlen.