Ein anstrengender Weg von einem Ort zum anderen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
heather_h Avatar

Von

Der Franke Vallon ist ein Söldner und auf der Flucht aus seinem Land und vor seiner Vergangenheit, als er einem sterbenden Gelehrten Cosmo und seinem griechischen Begleiter Hero - einem Studenten der Medizin - begegnet. Er willigt ein, die Reise an Cosmos Stelle fortzusetzen um seine ganz persönliche Buße für seine Taten zu leisten.
Zuerst müssen sie nach England, um eine Lösegeldforderung zu überbringen, da der türkische Sultan während einer Schlacht einen Ritter festgenommen hat. Da die Familie das Geld nicht aufbringen kann, überredet die verzweifelte Mutter Vallon, die vorgeschlagene Alternative anzunehmen und dem Emir vier weiße Gerfalken anstelle der Summe zu übergeben.
Wayland, der Falkner der Familie, schließt sich dem ungleichen Paar an und sie ziehen los in Richtung Island, um der Forderung nachzukommen.
Sie rechnen jedoch nicht damit, dass sich der Halbbruder des Gefangenen, Drogo, ebenfalls auf den Weg macht, um ihr Vorhaben um jeden Preis zu verhindern und sie ahnen auch noch nichts von den Menschen, die ihnen begenen werden - von sich ihnen anschließenden Soldaten bis hin zu einer Horde mordlustiger Wikinger.
Und so nimmt die lange und beschwerliche Reise ihren Lauf.

Die anfänglichen Informationen über die Sprachen der Zeit, den Wert eines Gerfalken und die kurze Chronologie sind zwar interessant, aber für den Inhalt des Buches nicht weiter ausschlaggebend.
Dann beginnt die Geschichte, jedoch erst sehr langsam und holprig so dass es fast 100 Seiten braucht, bis die kleine bunte Truppe sich auf den Weg macht, die Falken zu jagen. Die eigentliche Reise ist in mehrere Abschnitte unterteilt - zB "Nordwärts" oder "Das weiße Meer und Rus" - und sehr detailliert beschrieben. Dabei verliert sich der Autor oft in den Beschreibungen, was das Lesen anstrengend macht. Wenn man allerdings mit einigen der verwendeten Begriffe und Werkzeuge nichts anfangen kann (und eine Galeere nicht von einem Langschiff unterscheiden kann), nutzen auch die weitläufigen Beschreibungen nichts, um sich ein Bild von dem jeweiligen Plan oder Vorgang machen zu können. Der Leser erfährt sehr viel über die Zeit, die Gegend, Stämme und Sprachen aber auch über die Reisenden. Dabei stehen jedoch immer ihre Taten im Vordergrund; ihr Aussehen oder Charakterzüge werden nur sehr selten angeschnitten.
Es werden regelmäßig neue Figuren eingeführt; einige davon bleiben über mehr als nur einen Reiseabschnitt, andere sind nach kurzer Zeit tot oder verlassen die Gruppe und so macht es Sinn, dass der allwissende Erzähler meist entweder Vallon oder Wayland folgt. Dadurch werden jedoch oft die Beweggründe für das Verhalten anderer Figuren nicht erklärt und die Charaktere verlieren an Tiefgang.
Stattdessen häufen sich die Schicksalsschläge und die unvorhersehbaren Ereignisse, die nicht alle Reisenden überleben, sodass sich am Ende die Frage stellt, ob eine Reise damals wirklich zu ähnlichen Konditionen stattgefunden haben mag oder ob der Autor mit den unzähligen gefährlichen und rücksichtslosen Wegelagerern und Randfiguren noch einen zweiten 1000-Seiten-Wälzer hätte problemlos bevölkern können.

Auch die etwas altertümliche Schreibweise ging mir nicht so schnell von der Hand und ich habe länger gebraucht als es bei einen Roman diesen Umfangs normalerweise der Fall ist. Insgesamt hat mir das Buch jedoch ganz gut gefallen, der Autor scheint sehr sorgfältig und detailliert recherchiert zuhaben und so unterhält der Roman nicht nur, sondern vermittelt auch Wissen.
Für Fans von historischen Romanen, die ein wenig Vorwissen mitbringen und sich mit einem etwas melodramatisch verlaufenden Handlunsstrang anfreunden können, sicherlich ein besonderes Schmankerl.