Eine Spur zu glatt und einfach

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Zu den großen Trends des Kriminalromans zählt seit einigen Jahren der historische Krimi. Zumeist ist er in der Zeit des "Dritten Reichs" angesiedelt und erzählt mithilfe der Mittel des Kriminalromans von der Machtergreifung, Gleichschaltung des Polizeiapparats, dem Leben unter den Nationalsozialisten und ungewollten Mördersuchen.
Doch auch die Zeit vor 1933 bietet reizvolle Erzählsettings, wie vor allem zuletzt Frauen bewiesen haben. Daniela Larcher alias Alex Beer lässt den Polizeiagenten August Emmerich nach dem Ende des Ersten Weltkriegs ermitteln, Angelika Felenda schickt ihren Kriminalkommisär Reitmeyer zu Beginn des Ersten Weltkriegs in München auf die Straßen der Landeshauptstadt. Und auch Uta Seeburg hat sich das München der Jahrhundertwende zum Schauplatz ihrer Kriminalromane erwählt.
Sie lässt den Preußischen Major von Gryszinski ermitteln.
In "Der treue Spion" tut er dies zum dritten Mal. Auslöser ist das Verschwinden eines französischen Diplomaten im noblen Hotel "Vier Jahreszeiten". Gryszinski macht sich auf die Suche und folgt Spuren, die ihn schlussendlich bis nach St. Petersburg bringen. Abschließen kann er den Fall aber nicht. Erst seinem Sohn Fritz wird dies zwanzig Jahre später gelingen, als er in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs einen allesentscheidenden Auftrag erhält.

Was bei "Der treue Spion" zunächst ins Auge fällt, ist die Parallelmontage der Ermittlungen von Gryszinskis im München des Jahres 1896 und den Erlebnissen von Fritz als Soldat, die sich langsam zu einem Bild zusammenfügen.

Dabei läuft in meinen Augen alles eine Spur zu glatt. Man reist unbehelligt zu Ermittlungen direkt nach Paris in die Arme des "Erbfeindes", ohne Schengenraum geht es problemlos von Paris bis nach St. Petersburg, der eigentliche Kriminalfall spielt kaum mehr eine Rolle und irgendwie fügt sich dann auch alles wieder eine Spur zu glatt. Vielleicht war meine Lektüre durch das vorhergehende "Fünf Winter" von James Kestrel auch beeinflusst, der einen ähnlichen Fall eines Ermittlers beschreibt, der sich in einen Fall verbeißt und ihn über alle Ländergrenzen hinweg verfolgt. Bei ihm wird die ganze Mühsal und die Entbehrung einer solchen Ermittlung greifbar, in Uta Seeburgs Buch flaniert und schlendert man der Auflösung des Ganzen für meinen Geschmack zu unbeschwert entgegen.
So oder so aber ein brauchbarer historischer Kriminalroman. Für Begeisterungsstürme hat es bei mir allerdings nicht gereicht.