Der Glaube kann Berge versetzen

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holzfrieden Avatar

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Emanuel Bergmann hat mich mit seinem Debut mehr als überrascht. Die Leseprobe fand ich durchaus ansprechend, was mich dazu bewogen hat, das Buch lesen zu wollen. Das Cover des Buches wiederum hat mich verunsichert, wirkt es doch irgendwie antiquiert, lässt eine Geschichte vermuten, die von Verführung und Tragik erzählt und heute gar nicht mehr gelesen werden will.

Diese Buch aber ist viel mehr! Es ist gelebte Geschichte, denn es erzählt am Beispiel von Zabbatini alias Mosche Goldenhirsch von den täglichen kleinen und großen Grausamkeiten, denen die Juden während des Nationalsozialismus' ausgesetzt waren. Gerade die manchmal nebensächlich erzählten Begebenheiten sind es, die mich als Leser sehr berühren. Außerdem ist es eine Familiengeschichte, wie sie in Millionen von Familien täglich vorkommt: Ein Kind wünscht sich nichts mehr, als dass seine Eltern sich nicht trennen und überlegt fieberhaft, wie das Gelingen könnte: Max, 10 Jahre alt, fällt eine alte Schallplatte seines Vaters in die Hände, darauf gibt es einen Liebeszauber, vom großen Zabbatini gesprochen. Max recherchiert und macht sich auf die Suche nach ihm, um die Ehe seiner Eltern doch noch zu retten. Er findet ihn tatsächlich, allerdings hat der alte Mann, den er vorfindet, nur wenig mit dem Bild zu tun, das sich Max von ihm gemacht hat.
Und es es eine Geschichte, die von den Zufällen des Lebens erhält, von Zufällen, die oft große Auswirkungen auf das Leben eines Menschen haben können, so auch auf die Oma von Max, die die Familie ständig mit ihren Erlebnissen aus ihrer Zeit als KZ- Häftling geradezu nervt, niemand versteht sie, bis ...- das wird hier nicht verraten. Genauso zufällig kommt der kleine Mosche zum Zirkus, ohne den sein Leben komplett anders verlaufen wäre und der ihm eigentlich irgendwie auch das Leben gerettet hat.
Besonders gefällt mir an Bergmanns Geschichte, dass er nichts beschönigt, die Realität so beschreibt, wie sie ist. Dadurch wir die erzählte Geschichte so überaus glaubwürdig und trifft mitten ins Herz. "Zabbatini starrte in seine Kaffeetasse, er könnte die Umrisse seines Kopfes als Spiegelbild darin erkennen.'Ihr Sohn', sagte er,' ist sehr unglücklich. Er will, dass Sie wiederzusammenkommen, aufs Neue. (...) Er glaubt, wenn ich mache meinen Liebeszauber, Sie und Ihr Mann werden sich wieder verlieben. Und er wird nicht mehr so allein sein." (S. 232)

Ob der Trick, mit dem das Buch titelt, am Ende funktionierte? Unbedingt lesen und dieses Buch weiterempfehlend!