Kurzgeschichten in einem Roman
Autorin Anna Hope legt mit ihrem Roman „Der weisse Feld“ vermeintlich mehrere Kurzgeschichten vor, die als verbindendes Element den weißen Fels haben. Dieser Fels liegt im Meer vor Mexiko und hat über die Jahrhunderte seine faszinierende Wirkung auf die Menschen behalten. Auf gut 320 erfahren die Leser:innen von dieser Wirkung auf eine Schriftstellerin, einen Sänger, ein Mädchen und einen Soldaten. Die Geschichten spielen in den Zeitebenen vom 18. Jahrhundert bis heute und sind völlig unterschiedlich. Es geht um nackte Existenzbedrohungen, Beziehungsfragen und die Nöte eines erfolgreichen Weltstars. Der Aufbau des Buches ist gut und klug gewählt. Jede Figur bekommt zwei Kapitel, je eines vor dem zentralen Kapitel des Felses (in der Mitte des Buches) und eines danach. Jede Geschichte für sich ist lesenswert, der Schreibstil ist etwas distanziert und beobachtend. Dies macht es nicht ganz leicht, sich auf die Protagonist:innen einzulassen, dies will Hope offensichtlich auch nicht, sondern Botschaften transportieren. Das gelingt gut; wer aber eine Verbindung zwischen den Kurzgeschichten sucht, wird diese vergeblich suchen oder für sich welche konstruieren müssen. In den Zeitläuften bleibt der Felsen für die Menschen wichtig, aber aus unterschiedlichen Gründen. Das Mysterium fasziniert dauerhaft, die Motive der Menschen sind ähnlich, aber diese sind immer in ihrer Zeit verhaftet.
Der Roman fasziniert, er ist leicht lesbar, hallt nach und bietet sich für ein zweites Lesen nach einigen Jahren an.
Der Roman fasziniert, er ist leicht lesbar, hallt nach und bietet sich für ein zweites Lesen nach einigen Jahren an.