Berührende Flüchtlingsgeschichten - Flüchtlingsträume - Flüchtlingswirklichkeiten

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ullaerika Avatar

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In einer atmosphärisch spannenden Sprache werden in zwei zeitversetzten und geografisch unterschiedlichen Gesellschaften die Lebensgeschichten in der Leseprobe der beiden Protagonisten Samuel und Leticia mit ihren dramatischen Erlebnissen erzählt.

Von Samuel erfahren wir, dass er 1938, behütet aufgewachsen in Wien, als sechsjähriges jüdisches Kind, wie viele Kinder besorgter Eltern mit einem Kindertransport nach England verschickt wird, um der Verfolgung der Nazis zu entgehen. Unter erschwerten Bedingungen, psychisch und physischen Belastungen kämpft er sich als Außenseiter an seine Geige aus Kindertagen klammernd durch sein Leben. Erst nach Kriegsende erfährt er das ganze Ausmaß des Naziterrors und dass die Eltern durch den Holocaust grauenvoll ums Leben kamen. Nur in der Musik und als Musiker im Londoner Symphonieorchester findet er Trost. Seine Leidenschaft für Musik führt ihn als 25jährigen schließlich 1958 in die Jazz-Metropole New Orleans.

Von Leticia erfahren wir, dass sie in sehr ärmlichen Verhältnissen in einem Dorf mit ihren Eltern in El Salvador in einer "Bretterhütte" mit gestampften Lehmboden aufwächst und im Alter von 7Jahren 1981 plötzlich sehr krank wird, was eine Operation in der nächsten Stadt unter erschwerten Bedingungen notwendig macht. Als der für sie kaum wiedererkennbare und von einem Schock gezeichnete Vater sie nach der Entlassung aus dem Krankenhaus abholt und ihr eröffnet, dass sie nie mehr in ihr Dorf zurückkehren werden, beginnt ihre gemeinsame Odyssee einer gefährlichen Flucht z.T. schwimmend durch den Rio Grande, bis sie 1982 nach Kalifornien gelangen. Erst ein Jahrzehnt später erfährt Leticia die Gründe der Flucht und dass ihr Dorf, seine Bewohner, ihre Muter, Verwandten sowie auch die Tiere einer brutalen Auslöschung (später bekannt als das "Massaker von El Mozote") zum Opfer fielen.

Man darf im Verlauf des Romangeschehens gespannt sein, wie die Geschichten der Protagonisten miteinander verwoben werden, wo und wie sich ihre Wege kreuzen und wie der Titel des Romans sich daraus noch erschließen wird. Für mich als Kind ehemaliger Flüchtlinge ist das Weiterlesen ein Muss!